Pontiak – Innocence

von am 8. Februar 2014 in Album

Pontiak – Innocence

Pontiak unterhalten mit ihrem rauchenden Gemisch aus Ursuppen-Heavy Metal und dröhnend angereichertem Rock’n’Roll ein weiteres Mal knockentrocken, kurzweilig und lässig aus der Hüfte geschüttelt. Die ultimative Befriedigung bleibt allerdings aus.

Dabei haben die Gebrüder Carney auch ihrem siebenten (oder ist’s gar tatsächlich schon das zehnte?!) Album seit 2006 im Veröffentlichungswahn sogar eine relative Auszeit von einem Jahr gegönnt: eine rundum runde Sache ist ‚Innocence‚ trotzdem nicht geworden. Aber eine, die erst einmal warmgespielt und in den Rauschzustand des 70s-geprägten Rock’n’Roll versetzt durchaus als authentisches, ungekünsteltes Destillat der griffigen Handkantenschläge durchgeht.

Der wegweisende Titelsong repetiert sein ausgemergeltes Heavy Metal Rifff noch ein wenig hüftsteif, während Van Carney lose gehaltene Botschaften wie „I know in the streets/I learn how to breathe“ in den Hall skandiert. Der Sound scheppert analog, kennt keine Compurter, aber die LoFi-Beginne des Grunge und auch die wüsten ‚1969‚er der Stooges. Darauf kann man aufauen. ‚Lack Lustre Rush‚ behält das stoisch rockende bei, kickt aber gleich eine Ecke effektiver: die Melodie macht’s! Auch wenn Van am Mikro das erste – und nicht einzige Mal – an die Grenzen seiner gesanglichen Ausdrucksfähigkeiten stößt. Aber um Makellosigkeit geht es auf ‚Innocence‚ nicht, sondern darum, das richtige Feeling aus den Boxen zu prügeln.

Und das gelingt in weiterer Folge immer wieder, dazu in allerlei unbekümmert entfesselten Variation: das abgehackt tretende ‚Ghosts‚ mischt satten Doomrock mit 60s verliebtem Pop-Flair, während ‚Beings of the Rarest‚ die Psychedelic-Schwaden mit viel Effektrückenwind bis zu den Comets on Fire trägt und alleine der Groove von ‚Shining‚ ist natürlich endcool ist. Das stereotype Retrogarage-Geriffe in ‚Surrounded by Diamonds‚ lässt die Matte wackeln, kann aber gegen direkte Konkurrenten wie Uncle Acid nicht über die volle Distanz anstinken. Am Ende bleibt zumeist leider ohnedies ein wenig zu oft die Frage im Raum stehen, ob das tatsächlich alles gewesen sein soll (was auch am schwachen Ende mit den langweiligen ‚Darkness is Coming‚ und ‚We’ve Got it Wrong‚ liegt) – wenn es einem denn nicht genügt kurzweilige 33 Minuten anachronistisch durchgeschüttelt zu werden und einem unbefriedigenden Feuerwerk beizuwohnen: weil Pontiak in ihren Songs vor allem plakativ arbeiten, mit Geistesblitzen sparsam umgehen, den ultimative Exzess immer nur in Aussicht stellen und dazu eben das Laster mit dem Fadeout kultivieren.

Am eindrucksvollsten gelingen der Band gerade deswegen auch im zehnten Anlauf die weniger nach vorne gehenden Momente, im Southern verwurzelte Lynyrd Skynyrd-Trips: ‚It’s the Greatest‚ kriecht mit langsamen Beat, antiquierter Orgel und bratzender Gitarrenwand zum breitbeinig gniedelnden Solo; auch die Akustikgitarrenballade ‚Noble Heads‚ steht Pontiak ausgezeichnet. Wenn das gemächliche den Kopf hängen lassende Albumhighlight ‚Wildfires‚ dann sogar noch einen verbrüdernden Chor in den Hintergrund schwindelt (ist das ihr ‚Wild Horses‚?) bringt die Band ihre PS zwar nicht am aufsehenserregendsten auf die Straße (‚Innocent‚ wird ohnedies keinen Originalitätspreis gewinnen, aber noch einmal: darum geht es hier nicht!) allerdings am nachhaltigsten. Denn mag der Druck aufs Gaspedal auf dem für die Überholspuren unendlicher Highways geborenen ‚Innocence‚ auch vehement die Luftgitarre fordern: die zurückgelehnteren Stücke sind jene, für die man auf lange Sicht zu dieser Platte zurückkehren wird.

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