Preoccupations – Ill at Ease

von am 27. August 2025 in Album

Preoccupations – Ill at Ease

Im Jahr nach Diamond Jubilee geben sich Preoccupations zugänglicher denn je, überraschend mit Ill at Ease aber primär insofern, als dass sie erstmals auf eine konventionelle Namenswahl bei einem Album zurückgreifen.

Matt Flegel (bass, vocals), Mike Wallace (drums), Scott Munro (guitar, synthesizer) und Daniel Christiansen (guitar) deklinieren den typischen Signature Sound ihrer Post Punk-Bank ohne gravierende Umbrüche, haben aber im Detail Feinjustierungen vorgenommen. Die harschen, rauen Kanten wurden abgeschliffen und dystopischen Untiefen der Ästhetik begradigt; der gesetzter agierende Gesang steht dafür weiter im Vordergrund.
Ill at Ease erscheint dadurch zugänglicher als seine Vorgänger, ohne deswegen per se schmissiger zu sein, als das selbstbetitelte Nicht-Debüt (2016), New Material (2018) und Arrangements (2022).

Obwohl das grundlegende Niveau des Songwritings eine Dekade nach Viet Kong in Relation zur bisherigen Diskografie dabei merklich nachgelassen hat und Preoccupations zudem erstmals keine herausragenden Highlights gelingen, überzeugt Ill at Ease vor allem in der ersten Hälfte souverän.
Das moderat joggende Focus hat beinahe joggende Disco-Tendenzen bis Marlaena Moore abschließende Backing Vocals beisteuert. Bastards hebt stimmig die über die Jahre gewachsenen Synth Pop-und New Wave-Tendenzen der Gruppe hervor, derweil sich das Titelstück mit knubbeligen Drum-Pattern zu kontemplativ tauchenden Gitarren spielt, die wie bei Foals oder Everything Everything gackern und sogar einem heulenden (, durch die Produktion zu beliebig dargestellten) Solo begegnen. Der elektronische veranlagte Ambient von Retrograde schwelgt dann so sinister verträumt durch ein Wurmloch, dass Flegel sich sogar zu katatokischen „lalala“s hinreißen lässt. Popmusik ist das freilich nicht – aber wohl das, was Preoccupations darunter verstehen.

Soweit, so gut. Das größte Problem der Platte tut sich allerdings in ihrem Herzen auf, wenn die allgemeine Gangart zu einer speziellen Banalität führt.
Andromeda ist – als potentiell ideale Single, der jedoch praktisch der Killer-Instinkt fehlt – nämlich noch flotter und kompakter angelegt, hat eine tolle sehnsüchtige 80er Nostalgie, funktioniert aber hinter dem fesselnden, fokussierten Ansatz gefällig und zwanglos, hat einfach nicht die reizvolle Spannung oder vielschichtige Tiefe, für die Preoccupations-Nummern an sich bürgen. Ähnlich schwächelt das unverbindlich davonlaufende Panik, bevor das Album hinten raus wieder in die Spur – oder eher: weniger  stromlinienförmig angelegt aus ihr heraus? – findet: das melancholische Sken kontrastiert mit tackernd aufgekratzten Punch und Krem2 halluziniert von The Cure, bis das Finale soulig erblüht.
With the critical threshold/ Everything is in the red/ An explosion/ And we’re left with no foundation/ …/ I don’t know why we even try“ verzweifelt Flegel dann im versöhnlichen Ambiente, auch wenn die Umstände in einer enttäuschenden, aber immer noch zufriedenstellenden Umgewichtung gar nicht so dramatisch oder radikal sind.

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