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This is Sparta? Fühlt sich gar nicht unbedingt danach an! Warum Jim Ward dieses als Bandspielwiese getarnte Quasi-Soloprojekt nach knapp 14 Jahren nominell reaktiviert hat, ist anhand des frustrierenden Trust the River wohl auch dem Mastermind selbst nicht ganz klar.
Auf gerade einmal 30 Minuten Spielzeit destilliert Brian Fallon seine bisher konsequenteste Abkehr vom Punkrock: Local Honey ist eine bescheidene Americana-Platte ohne Blendwerk geworden.
Hemmungslose Nostalgie und (Selbst-) Referenz: Durch seine fahrige neue Backingband The Puta Madres wird der Indierock des Peter Doherty in den schlendernden Irish Folk transportiert.
Ohne sich dezidiert aus vertrauten Hoheitsgebieten zu entfernen, ist Palms beinahe das frische und ambitionierte Werk geworden, dass man sich von Thrice eigentlich bereits vor zwei Jahren anstelle des symptomatisch betitelten To Be Everywhere is To Be Nowhere gewünscht hätte.
"The new album is a drastic shift" führte als Vorabdiagnose also mit journalistischer Sensationsgier auf die falsche Fährte: Sleepwalkers setzt die Discografie des Brian Fallon mit einem geradezu klassischen Traditionsbewusstsein wenige Wagnisse eingehend zuverlässig fort - schielt genau genommen sogar eher zurück zu einer Zukunft nach Get Hurt.
Wäre sonst wäre wohl eine naheliegendere Wahl als der bekennende Virginia Woolf-Anhänger Max Richter gewesen, als es darum ging, dass dessen alter Spezi Wayne McGregor eine Ballett-Produktion rund um deren drei Romane Mrs. Dalloway, Orlando und The Waves inszenierte?
Das zweite Album mit den Rattlesnakes nimmt eine Kurskorrektur vom Punk und Hardcore zum Rock'n'Roll und Pop vor und schafft damit nicht nur gewissermaßen, woran das plumpe Anthems noch scheiterte, sondern lässt Frank Carter anhand von Modern Ruin auch breitenwirksam daran arbeiten, wieder zum Liebkind des NME zu werden.
Taking Back Sunday unterziehen ihren Sound im Windschatten der frei gewordenen The Gaslight Anthem-Bresche einer so eklektischen wie revitalisierenden Frischzellenkur. Tidal Wave hätte dabei kaum ein selbstbewussterer Befreiungsschlag für die Band aus Long Island werden können .
Brian Fallon befreit sein nostalgisches Heartland Rock-Songwriting auf 'Painkillers' von jedwedem spannungsgeladenen Punk-Spirit und macht auf seinem ersten Soloalbum insofern dort weiter, wo sich bereits die letzten The Gaslight Anthem-Alben in einer gefälligen Belanglosigkeit verlaufen haben - und dennoch endlich wieder mehr richtig als falsch.
Bei einer Rangliste von gerade einmal 50 Alben fällt natürlich zwangsläufig einiges unter den Tisch. Weil da aber eben so viele Veröffentlichungen bleiben, die zum Jahresabschluss keineswegs unerwähnt bleiben sollten, gibt es auch dieses Jahr wieder 15 (eigentlich: 16, aber was soll's) Honorable Mentions - Geheimfavoriten, faszinierende Ausnahmeerscheinungen und eben schlichtweg in ihrer Weise herausragende Alben des Jahres 2015, die man keinesfalls verpasst haben sollte.