The Devil’s Blood – III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars
Die exzessiv satanistische Okkultrockband The Devil’s Blood ist seit Anfang des Jahres Geschichte. Bandleader Selim sorgt mit ‚III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars‚ posthum aber noch dafür, dass die unheilige Allianz des Geschwisterpaares Lemouchi nicht ausschließlich in positiver Erinnerung behalten wird.
Und das trotz überragender Alben wie dem famosen Debütalbum ‚The Time of No Time Evermore‚ und dem noch überragenderen Zweitwerk ‚The Thousandfold Epicentre‚ auf der Haben-Seite, sowie dem unangekratzen Ruf als absolute Live-Macht. Denn um es vorwegzuschicken: ‚III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars‚ ist viel weniger eine musikalische Enttäuschung als vor allem eine produktionstechnische Zumutung. Das hat natürlich damit zu tun, dass ‚III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars‚ im Grunde nichts weiter vereint als unfertige Demoaufnahmen – weil die versammelten 7 Songs allerdings in abermals feiner Aufmachung als reguläres drittes Studioalbum beworben werden, müssen sich die knapp 60 Minuten durchaus gefallen lassen an gängigen Standards gemessen zu werden. Dass das sterile Schlagzeug also über weite Strecken dynamikbefreit aus der programmierten Maschine kommt ist da eine Sache, dass das gesamte Drumherum absolut drucklos, dünn und unergetisch aus den Boxen dudelt eine ganz andere. Ein Hörvergnügen ist das abschließende Kapitel der Niederländer keinesfalls.
Dabei zeigt ‚III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars‚ doch auch auf, dass die Reise für The Devil’s Blood durchaus noch hätte äußerst interessant werden können. Gleich das eröffnende ‚I Was Promised a Hunt‚ ist ein 22 minütiger Psych-Jam-Brocken aus ausladenden Riffs und exaltierten, gewohnt wunderbaren Soli, Faridas hallendem, weitschweifenden Gesang und sogar Selim zwischen Shouter und Rocky Horror Picture Show am Mikro. Zugegeben: das entpuppt sich als etwas unausgegoren und ist keineswegs über die gesamte Spielzeit unbedingt spannend – was aber eben auch daran liegt, dass dem Song der inszenatorische Punch fehlt.
Trotzdem betreiben The Devil’s Blood vor allem im melancholischen, geradezu episch driftenden Ausklang der Nummer großem Classic-Rock Kino vom Feinsten und sind knapp davor die besseren Crippled Black Phoenix zu werden. Eine grundsätzliche Weiterentwicklung in psychedelischere, experimentelere und auch vertracktere Gefilde, wie sie derart bereits das imposante Finale von ‚The Thousandfold Epicentre‚ auszeichneten, darf grundsätzlich als markanter Pluspunkt der Platte verzeichnet werden. In eben diesem Spannungfeld bewegen sich auch die restlichen Songs – freilich alleine aufgrund ihrer kompakteren Länge fokussierter als der bestialische Opener.
Bis zum wieder ausfransenderen Endspurt mit dem Impro-Feuertanz ‚Dance of the Elements‚ und dem trägen Tremolo-Wabbern ‚White Storm of Teeth‚ deuten The Devil’s Blood dabei immer wieder an, warum ihnen im freien Fall bis vor kurzem kaum jemand das Wasser im 70s verankerten Okkult-Rock mit diabolischer Veranlagung reichen konnte: der Nährboden für griffige Melodien und eingängige Hooklines im hart riffenden Umfeld ist nach wie vor gegeben, ein ‚The Lullaby of the Burning Boy‚ oder ‚…If Not a Vessel?‚ deuten sogar langatmig ighren Ohrwurmcharakter an – wenn auch nur solange, bis alte Hits wie ‚I’ll Be your Ghost‚ die Perspektiven gerade rücken und der uninspirierte Shuffle des Beinahe-Titelsongs ratlos entlässt.
Keine Frage: ‚III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars‚ zeigt alle Anzeichen, dass das versammelte Songmaterial mit etwas mehr Sorgfalt durchaus ein weiteres Kracheralbum hätte werden können – in der aufgefahrenen Verwahrlosung fehlt es aber an allen Ecken und Enden an der mitreißenden Motivation, um die vorhandenen PS zumindest ansatzweise adäquat auf den Boden zu bekommen. Womit die Niederländer ihren Thron nicht ohne potentielle Nachfolger im Rückspiegel verlassen haben, trotz aller Lieblosigkeit aber immer noch im Mittelfeld des Genres herumtreiben.
Ohne die gewohnte Magie darf man die grottig klingende, unausgereifte Albumskizze ‚III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars‚ also entweder wohlwollend als Mittelfinger gegen jedwede Konventionen missdeuten; als Zeugnis einer Band sehen, die am Zenit paradoxerweise den Stecker gezogen hat und trotzdem den idealen Schlusspunkt verabsäumt hat – oder ‚III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars‚ für das bedauern, was es letztendlich leider geworden ist: ein Besudeln des eigenen Denkmales.
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Random - 17. Juni 2013
„als reguläres drittes Studioalbum beworben werden“
Das ist schlichtweg falsch, es wurde als „Restalbum im Demozustand“ beworben, nichts weiter.
Oliver - 17. Juni 2013
Im Artikel etwas unglücklich formuliert, schon wahr, aber: es war keineswegs von Anfang an die Rede von einem „Restalbum im Demozustand“ – wovon beispielsweise noch das am 11.04.2013 vorausgeschickte Promo-Video zu ‚White Storm of Teeth‘ zeugt: „taken from the album III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars“. [http://www.youtube.com/watch?v=mlyVA3bGhDA].
(Würde man Erbsen zählen, könnte man durchaus auch anmerken, dass das Album ohne den von dir zitierten ergänzenden Zusatz vertrieben wird – was dann ohne die erläuternden Worte der Band an anderer Stelle gelesen zu haben eventuell schon falsche Erwartungen schüren kann, meinst du nicht?)
Wie dem auch sei – letztendlich ändert das alles natürlich nichts an meiner grundsätzlichen Meinung zur Platte: etwas unausgegorene, potentiell aber tolle bis großartige Songs in einem leider äußerst dürftigen Soundgewand, dass auch der (natürlich wieder einmal) unheimlich schönen Vàn Records-Aufmachung nicht gerecht wird.
Random - 19. Juni 2013
https://www.facebook.com/thedevilsblood/posts/10151504332733420
„1. “III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars”
A new, full length album with 7 new songs, for which only demos were made. Originally intended for a winter 2013 release. Artwork by Manuel Tinnemans“
Darum ging es mir. Bereits in der Auflösungsnachricht stand bereits drin, dass es nur Demos sind.
Oliver - 19. Juni 2013
Ja, das ist mir schon klar….(siehe zweiter Absatz meiner Antwort) – auch, dass die Band selbst ‚Tabula Rasa‘ zu keinem Zeitpunkt als „mehr“ als „nur“ eine überarbeitete Demosong-Sammlung bezeichnet hat.
Wie gesagt: wahrscheinlich etwas ungünstig formuliert im Text.