Uncle Acid and the Deadbeats – Mind Control
Das englische Quartett watet nach wie vor durch ein mystisch dampfendes Meer aus Horror-Lyrics, okkultem 70s Psycho-Rock und tonnenschweren Doom-Riffs: der Kult um Uncle Acid and the Deadbeats geht in die nächste Runde.
‚Mind Control‚ setzt zwar dort an, wo ‚Vol. I‚ und vor allem die zwei Jahre alte Hypemaschine ‚Blood Lust‚ aufgehört haben, bremst die Dinge um den Hype-Train aber doch auch merklich aus, drückt nicht mehr ganz so eklatant auf das Gaspedal. Gleich in ‚Mt. Abraxas‚ schleppt sich die geheimnisumwitterte Band aus Cambridge über Berge massiver Riffs und unterschiedlich schnell zu erklimmende Steigungen. Dafür brauchen die Engländer über weite Strecken noch nicht einmal die markant greinende Stimme von Uncle Acid himself, die natürlich immer noch prägend im Retro-geeichtem Rock’n’Roll-Morast steht, ‚Mind Control‚ den zusätzlichen Anstrich knietiefer Vintage-Lastigkeit beschert. Darüber hinaus brechen Uncle Acid and The Deadbeats aber durchaus auch mal aus formenden Erwartungshaltungen aus: ‚Death Valley Blues‚ ist sosehr balladesker Pop, wie man sich das in diesem Kontext vorstellen mag, ‚Follow the Leader‚ der bewusstseinserweiternde Orientalik-Akustik-Jam mit ordentlichem Hippie-Psychedelik-Anstrich ala Dungen – quasi der beatleske Moment einer Platte, die ansonsten natürlich wenig mit den Fab Four gemein hat.
Stattdessen gibt es standesgemäß wälzende Rhythmen und mantraartige Stoner-Riffkaskaden: Dean Miller, Thomas Mowforth, Yotam Rubinger und Uncle Acid grooven authentisch und packend im Fahrwasser der großen Genregötter Black Sabbath und Pentagram, mindestens auf Augenhöhe mit dem Gros der Elite an aktuellen geistesverwandten Zeitreisenden (Kadavar, The Devils Blood, Graveyard, Ghost, Witchcraft, Blood Ceremony, Electric Wizard, etc.). Dröhnende Gitarren führen fast zwangsläufig zu exaltiert schwadronierenden Solo-Einlagen, ein ‚Evil Love‚ nützt derart gleich vollends den Husarenritt Richtung Heavy Metal. Bevor Uncle Acid und seine Spießgesellen im stoischen Endspurt der Platte das Tempo generell zu drosseln beginnen, beschert dies natürlich zahlreiche Szenehits: allen voran das mit ordentlich knarzigen Fuzz unbeirrt nach vorne rockende ‚Mind Crawler‚ bettelt mit seinem Piano nach The Stooges-Vergleichen und sollte auch im Alleingang abermals den Erfolg der Band befeuern.
Nachdem der unlängst neu aufgelegte Schaffenszenit (nach wie vor!) ‚Blood Lust‚ auch dank der „geschickten“ Veröffentlichungspolitik von Qualitätsgarant Rise Above Records über lange Zeit Sammler und Vinylfans an den Rand der Verzweiflung getrieben hat, zeichnet sich ein ähnliches Kultgetümmel auch bei den zahlreichen längstens vergriffenen Versionen des weitestgehend immer noch nach herrlich dreckigem 8 Spur-Maschinen-Radau klingenden Produktionsfortschritt ‚Mind Control‚ ab. Nicht zu Unrecht, hält der mit einer beinahe halluzinogenen Anziehungskraft ausgestattete Retro-Metal von Uncle Acid and The Deadbeats doch abermals dem vermittelten (/kreierten) Bild einer zwischen überdurchschnittlich abliefernden Arbeitern und Szene-Heilsbringern stehenden Band stand. Aus ‚Mind Control‚ triefen die illegalen Substanzen in wildester Farbpracht vor zähflüssig rotierenden Horrorszenarien, Lavalampen werden beim Headbangen zertrümmert. Nach dem Hype ist also vor dem Hype.
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