The Shapiros – Gone By Fall: The Collected Works of The Shapiros

von am 6. März 2023 in Compilation

The Shapiros – Gone By Fall: The Collected Works of The Shapiros

World of Echo legt – erstmal seit 22 Jahren  – mit Gone by Fall: the Collected Works of the Shapiros die überschaubare Diskografie des Quartetts, dessen Existenz man Mitte der 90er durch ein kurzes Blinzeln verpassen konnte, neu auf. (Physisch übrigens stark limitiert).

Die Geschichte der Shapiros ist kurz und ihr Output kann nur zu leicht übersehen werden.
Als Gitarrist Bart Cummings (The Cat’s Miaow, Hydroplane, Bart & Friends, etc.) den Sommer 1994 in Washington, DC verbrachte, tat er sich mit Pam Berry (Black Tambourine, The Pines, Glo-worm, Castaway Stones, Belmondo, etc.) zusammen, um gemeinsam in die Indie-Szene der Stadt abzutauchen. Vervollständigt durch die aus Drummer Scooter a.k.a. R. Scott Kelly (Veronica Lake, Belmondo, Sabine, etc.) sowie Bassistin Trish Roy (Belmondo, Heartworms) bestehende Rhythmussektion waren The Shapiros geboren.
Zwar existierte die Band nur für wenige Wochen im August des selben Jahres, doch funktionierten die zwölf Songs – neun Originale und mit Cry for a Shadow (Beat Happening), Cut (14 Iced Bears) und einem wunderbar nonchalant tänzelnden, mit 3 Minuten Spielzeit klar den längsten Song im Repertoire darstellende Will You Still Love Me Tomorrow (Gerry Goffin & Carole King) auch drei Coverversionen -, die der Vierer seinerzeit innerhalb von nur drei Tagen im Mulberry Lane, dem Basement Studio von Archie Moore, aufgenommen hatte, damals wie heute zeitlos und stellen längst einen der schönsten Geheimtipps des bittersüßen Twee und Jangle Pop dar.

Liebenswerter und bittersüß ist die melancholische Unbeschwertheit der Band geprägt von einer fragilen Zerbrechlichkeit in all den wunderbar nebensächlich vorbeihuschenden Melodien, der wohlig verträumten Schüchtern- und Bescheidenheit. Schließlich wirken die Songs stets auf das notwendigste reduziert, (bis auf das nur 40 sekündige Hundred Times) weniger fragmentarisch, als vielmehr dort zurückhaltend aufgeräumt agierend, wo andere (wohl auch: langlebigere, mehr Zeit investierende) Bands ihren Sound zugekleistert hätten. Die Shapiros aber bleiben minimalistisch, verlassen sich auf die sanfte Inszenierung ihrer sparsamen Instrumentierung rund um Berrys in die Höhe gebettete Stimme – wenn Cummings im abschließenden When I Was Howard Hughes ausnahmsweise die Lead-Vocals vor einem C86-Ästhetik übernimmt, ist das eigentlich schon der krasseste (und dennoch absolut homogen schmeichelnde) Bruch, weil selbst die rockigsten Momente der Platte liebenswert sanft streicheln und all die durchaus vorhandenen Kanten mit weiche Konturen pflegen.
Gone by Fall: the Collected Works of the Shapiros versammelt nun also (neuerlich) diese ganz wunderbaren, seinerzeit auf zahlreiche Kurzformate verstreut veröffentlichten Nummern zu einem runden Ganzen auf gerade einmal 24 Minuten Spielzeit – die so auch dazu beitragen, das man sich kaum an der niedlichen Nonchalance dieser so viel Potential gehabt habenden Gruppe satt hören will. Nicht verpassen!

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