Three Quarter Skies – Fade In
Slowdive-Drummer Simon Scott hat nach der vielversprechenden EP Universal Flames von 2023 mit Fade In nun das Debüt-Album von Three Quarter Skies fertiggestellt. Was nicht nur für Anhänger seiner Stammband an deren strukturoffenen Ausläufern reizvoll sein könnte.
Der Anlass dafür, dass der 53 jährige Brite sich ein eigenes Ventil für seine Schaffenskraft erschließen musste, ist letztlich ein trauriger: „My creative well was already beginning to overflow and losing my mum pushed me over the edge. I didn’t want to write pretty tunes, or sentimental and saccharine music about love or pretend how happy and healthy the world is.“
Während Scott (in manchen Fällen weitaus nachvollziehbarer als in anderer) Referenzen wie Flying Saucer Attack, Suicide, The Fall, Neu!, Can, 13th Floor Elevators, Alice Coltrane, John Cage, Black Sabbath oder Spacemen 3 für den Sound von Three Quarter Skies nennt, ist Fade In subjektiv aber dennoch vor allem ein tröstendes, ja, auch dezent hoffnungsvolles Album geworden, das seine Symbiose aus Shoegaze und Ambient mit krautiger Geduld über minimalistische Beats (die wie aus der Maschine gezogen klungen) legt.
Dass die Songs aus Live-Improvisationen geboren wurden, hört man ihnen dabei stets an. Das sanfte Slight Betrayal träumt von sanft knisternder Space-Distortion, die Vocals sind ätherisch verwaschen, der Sound fließt elegisch dahin und begegnet Melodien wie warmen Strömungen, die man im Meer treibt.
Und danach gilt es, in die unspektakuläre, eklektische Welt von Fade In mit ihren subtilen Nuancen und Facetten zu verschwimmen. Das Nick Drake-Cover Horn lockert den Verlauf mit seinen Gitarren, die wie verschwommene Erinnerungen dösen, Leave a Light On pulsiert melancholisch tauchend in den Postrock-Welten zwischen Duster und Sigur Ròs. Crows ist mit seiner vagen Aufbruchstimmung optimistisch, warm und weich, als würde man aus der Distanz eine Slowdive-Demo beobachten, Superwoman dagegen heavier und schwerfälliger.
Bei der Vorabsingle Holy Water sorgt Rachael Swinton für eine nebulöse Ahnung von Schönheit und die Neuaufnahme der EP-Nummer Pieces Of Roslin meditiert im Weltraum, bevor das (trotz einer finalen Horror-Finte) friedvolle In the Night als fast zehnminütiges, formloses Plätschern zu ambienten Animal Collective oder Panda Bear rückt und den kurzen Stimmeinsatz höchstens als kurze Klangtextur in der Field Recordings-Collage nutzt.
Was innerhalb der gegebenen Rahmen ganz unaufregend auch gerade noch genug Individualismus zeigt, um auch abseits der erzeugten Stimmung zu fesseln. Mag die Initialzündung für Fade In insofern also auch eine betrübliche sein – für Genre-Fans hat Scott hier ein wirklich nettes Kleinod entworfen.
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