Two Minutes to Late Night – Covers Vol. 2

Gwarsenio Hall lüftet die Archive der Two Minutes to Late Night-Show für die zweite Ausgabe der Cover-EP-Reihe – natürlich wieder mit einer überbordenden Gästeliste voller Szene-Stars.
Wie schon die erste Ausgabe im vergangenen Monat ist auch Covers Vol. 2 wieder nur für 24 Stunden im Zuge des Bandcamp-Fridays digital verfügbar. Und gute Gründe, um sich die aufgefahrenen 27 Minuten nicht entgehen zu lassen, gibt es auch in diesem Anlauf zuhauf.
Der Reihe nach: Anthem wächst nun auch dank der idealen Besetzung etwas mehr im klassischen Metal – Bill Kelliher (Mastodon), Claudio Sanchez (Coheed and Cambria), Danny Carey (Tool), Les Claypool (Primus) und Steve Brodsky (Mutoid Man, Cave In) sind eine Klasse für sich.
Die Gruppe taucht den Rush-Song erst an und geht dann nach vorne, agiert technisch beeindruckend, vor allem der trockene Bass gefällt. Spezieller und weniger wertkonservativ gerät danach Reelin‘ in The Years, das herrlich absurd gepresst growlt und umso ausgelassener mit einem supermelodischen Klargesang des Chorus kontrastiert. Unangestrengt und beschwingt rockend macht das wohl nicht nur Brodsky ziemlichen Spaß, bevor die Nummer komplett freidreht. Diese doch relativ Konfrontation Dualität der Steely Dan-Nummer kann bei der ersten Begegnung vielleicht nerven – spätestens beim dritten Durchgang will man sich ein Grinsen mit dem illustren Gespan – Nate Garrett (Spirit Adrift), Lance, the King of Black Metal (Witch Taint), Chris Maggio (High on Fire, Wear Your Wounds), Marrissa Nadler , Brodsky und Nick Cageao (ThorSaurus) jedoch nicht mehr verkneifen.
The Warrior (von Scandal und Patty Smyth) wird von Alan Cassidy (The Black Dahlia Murder) zwar beinahe ein bisschen zu tackernd zugedrummt, doch in Summe wäre eine bessere Revitalisierung dieses Hits kaum möglich – die Band, bestehend aus Ken Susi (Unearth), KW und Vic (Vile Creature), scheint phasenweise links und rechts um die überragende Shawna Potter (War on Women) am Mikro ausbrechen zu wollen. Gerade auch die vom Djent befeuerte Math-Bridge mit dem herrlich überkandidelten Klimax gerät superb – die am Ende der EP angehängte Demo des Stücks kann das mit dumpferen Sound trotz Hair Metal-Modus nicht mit, verdeutlicht aber die akribisch entwickelte Evolution, die die Late Night-Kandidaten durchwandern.
Running Up That Hill (Emma Ruth Rundle, Bill Kelliher, Aaron Rieseberg von YOB und Old Man Gloom-Drummer Santos Montano) galoppiert später in der Strophe repetierend-polternd und nimmt im zu oft bemühten Refrain das Tempo raus, verfrachtet den Stil des unüberhörbaren Kate Bush-Originals authentisch in eine headbangendere Welt, dauert jedoch auch deswegen zu lange, weil die verschiedenen Segmente nicht restlos organisch aneinander wachsen, macht aber per se absolut mehr richtig als falsch.
Der einzige wirkliche Schwachpunkt von Covers Vol. 2 (freilich auch relativ gesehen) ist wenn überhaupt 4th of July als doomiger Schlepper. Außer Thou hat die Nummer bisher kaum jemand adäquat als Cover hinbekommen – einerseits auch, weil die NOLA-Cover-Macht gar nicht erst versucht hat, Chris Cornell am Mikro aufzuwiegen – hier schaffen es Brodsky, Rah Davis (Fucked and Bound, Holy Tyrant) und Jess Gowrie (Mrs. Piss, Chelsea Wolfe) nach dem starken Intro auch nicht, zusammen die Spannweite des Soundgarden-Sängers zu vermessen. Gravierender aber ist, dass die anvisierte Heavyness wenig erdrückend gerät, eher einen ordentlichen Job als Light-Walze erledigt.
Mit der Erwartungshaltung angesichts der bisher etablierten Qualitätsstandards und Credits ist das eben auch so eine unfaire Sache. An der freudig auf die nächsten EPs von Gwarsenio Hall und Konsorten wartenden Ausgangslage ändert sich dadurch jedoch natürlich absolut nichts.
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