Yellfire – Dear Gods

von am 1. Dezember 2024 in Album

Yellfire – Dear Gods

Im ausklingenden Botch-Jahr bieten sich Yellfire mit dem Post Hardcore und Noiserock von Dear Gods als potente Erbverwalter an. Einige prominente Szene-Gäste untermauern die guten Argumente der Band aus Seattle.

Die Unterstützungsliste, die Drummer Trent McIntyre, Eric Christianson (Gitarre) Jeromē Sauer (Gitarre, Vocals) und Bassist Casey Nolan für ihr Debütalbum auffahren können, kann sich jedenfalls sehen lassen.
Bei Into Fire schaut John Pettibone (Heiress, Himsa, Undertow) für fette Math-Riffkaskaden vorbei, in denen Yellfire das Chaos mit wütend groovendem Stoizismus bändigen und ein beißendes Finale von der Kette lassen, das an die Nate/Caleb-Radikalitäten bei Cave-In denken lässt – womit ganz allgemein die Schneise vorweggenommen wird, die Dear Gods ziehen wird. In Escape trägt Demian Johnston (Great Falls, Kiss It Goodbye, Public Enemy) seinen Teil dazu bei, dass sich die raue Schale der Nummer mit manischer Tollwut  psychotisch brüllend treibt und der Kern niemals weich, sondern zäh malträtiert.
Die fast rockige Betonmaschine Cynics Revision holt den ehemaligen Yellfire-Bassist Nouela Johnston ans Mikro, wobei gerade die Keys von Produzent Matt Bayles (Minus The Bear) durch ihre melodisch-trippigen Schattierungen hymnischer strahlende Facetten addieren, die der ihren Druck (zu) selten lockernden Platte extrem gut tun. Und wenn der Closer Red Sky von Ben Verellen (Helms Alee, Harkonen) unterstützt brutal röhrt, schließt sich auch ein bisschen der Kreis, der in seiner unbedingten Heaviness sludgig auf Schiene aus der Zeit fällt.

Der Sound ist zu jedem Zeitpunkt massiv und brachial, das Songwriting gibt sich unzähmbar, arbeitet aber konstant auf einen Punkt. Dear Gods droht manchmal in seinem dichten Planieren, der brachialen Grobschlächtigkeit und der plättenden Katharsis förmlich zu ersticken, und kann über 42 Minuten bei einem Standard wie Carbon gerade in der zweiten Hälfte der Platte schon einmal auf Durchzug schalten zu lassen.
Dabei kennt die erste wie etwa durch die drangsalierend peitschende, getragene Melancholie und zähe Verzweiflung von Fuji, um das Anti Inverted eine tonnenschwere Apokalypse entfesselt und Unrelated Incident schwere Haken mit Hardcore-Attitüde ballert, weniger Kontraste, um den MO zu brechen. Während aber Symmetry (mit seinem erhabenen Riff, der Mitsing-Tragfläche und dem transzendenten Ambient-Outro), das sich schleppender und psychedelischer vor der Walze verzweigende Wabi Sabi und der Space-Grunge von One Into the Other mit seinen Klargesang-Effekten die relative Gleichförmigkeit zumindest theoretisch besser umgehen.
Dass Yellfire die Kontraste in ihrem Wesen aber stets auf homogene Linie zu bringen scheinen und die Reibung zur ständigen Homogenität bündelnd, mag Luft nach oben lassen – hat aber auf diesem vielversprechenden Debüt womöglich auch einfach konzeptuelle Gründe, wie Sauer erklärt: „Lyrically, the album is based upon the concept of two separate entities/factions that ideologically grow so far apart that they begin to mirror one another. The idea that two different people want the same thing, but in different ways, and the more radical they become to make their point clear, they’re just the same fucking person yelling into a wall. There are a lot of themes of mirrored imagery, same but different.


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