Albert Hammond, Jr. – Momentary Masters

von am 9. August 2015 in Album

Albert Hammond, Jr. – Momentary Masters

7 Jahre und eine erfolgreiche Entziehungskur nach ‚¿Cómo Te Llama?‚ schickt sich Albert Hammond, Jr. auf seinem dritten Soloalbum an, all jene Fans der Strokes wieder an Bord zu holen, die den New Yorkern nach ‚First Impressions of Earth‚ nicht weiter folgen wollten.

Vor allem im zweiten Teil von ‚Momentary Masters‚, wenn Hammond, Jr. die knackig im ursprünglichen Hohheitsgebiet seiner Stammband verorteten Ohrwürmer quasi am Fließband vom Stapel lässt, lässt sich mutmaßlich gut ablesen, wo sich die Basis der letzten beiden Strokes-Platten ‚Angles‚ und ‚Comedown Machine‚ wohl auseinanderdividiert hat. Wo auf der einen Seite eben die experimentellere Weirdo-Arroganz steht, die Julian Casablancas mit seinen abgedrehten Voidz zelebriert (und seinen Bandkollegen damit schon mal ratlos hinterlässt), konzentriert sich  Hammond, Jr. klar auf die konventionellere Indierock-Handwerkskunst, die der ruhiger und weniger lockig gewordene 35 Jährige entlang seines detaillierten Trademark-Gitarrenspiels in saubere Bahnen lenkt und mit viel Melodiegespür im klassisch veranlagten Songwriting hervorkehrt.
Im dritten Anlauf klingt das folgerichtig nüchterner und vitaler als zuletzt, vielleicht ist ‚Momentary Masters‚ vor allem hinten raus ja dank nach vorne krachender Schmissigkeiten wie dem ‚Room on Fire‚-Nachtrag ‚Razors Edge‚, dem entspannt unter Strom stehenden ‚Touché‚ oder der Thermals-Hooklinehatz ‚Drunched in Crumbs‚ deswegen nicht nur das Vehikel geworden, mit dem Hammond  Jr von der Stadion-Maschine Strokes in die kleinen Clubs entkommen kann, sondern über weite Strecken eben gar überhaupt das Album, das er mit Julian Casablancas, Nick Valensi, Nikolai Fraiture und Fabrizio Moretti so gar nicht mehr aufnehmen kann/darf.

Obwohl sich Hammond, Jr. dabei gar nicht unbedingt auf reine Komfortzonenverwaltung  verlässt (der Refrain des langsamen Growers ‚Born Slippy‚ ist wie geschaffen für eine sonnige Version von Interpol, auch ‚Caught by my Shadow‚ transportiert entlang seines fies riffenden Arctic Monkeys-Twist eine latente Paul Banks-Stimmung; ‚Losing Touch‚ hat viel Jimmy Eat World im Blut und bei ‚Don’t Think Twice‚ muss man an den Tallest Man in Earth denken, tatsächlich hat sich Hammond, Jr aber den DylanKlassiker zu eigen gemacht und nahtlos in den Albumfluss eingebaut), krankt ‚Momentary Masters‚ letztendlich vielleicht sogar noch auffallender an ähnlichen Problemen wie seine Vorgänger.
Songs wie der atemlos stampfende Postpunkritt ‚Side Boob‚ oder das tropicale ‚Power Hungry‚ mit seinem abgedämpften Groove deuten zwar ausnahmsweise den so nötigen Schritt aus dem ansonsten so unverhohlen herrschenden Schatten von Hammond, Jr.’s Stammband an, wollen theoretisch Neues wagen, sind dazu praktisch aber nicht in der Lage und somit noch unerfüllender als all die aufgefahrenen Nähen zu potentiell nostalgischen Strokes-B-Seiten: der letzte Kniff, (das gewisse Etwas), die klippenspringenden Überraschungmomente, die genialen Funken, die ‚Momentary Masters‚ aus dem in ständige Relation setzenden Kurzzeitgedächtnis heraus heben würden, sie fehlen einfach.  Alleine der markante Gitarrensound und die sehr routinierte Aufbereitung bewahren die 36 Minuten nicht davor, ein am Ende paradoxes Bild abzugeben, wenn die Platte einerseits durchwegs charmant und kurzweilig mit jedem Durchgang wächst, letztendlich aber trotzdem nur nichtssagend und gefällig plätschert. Die Kerne der Kompositionen entwickeln eben nur wenig Gravitation, und inmitten der Lyric-Standards bleibt vieles schlicht zu oberflächlich, denn hinter der mühelosen Ausstrahlung gibt es nur wenig zu entdecken, das für sich selbst stehend tatsächlich nachhaltigen Eindruck hinterließe.
So ist es geradezu ärgerlich, dass beispielsweise ‚Coming to Getcha‚ an sich ein großer, dramatischer Song hätte sein könnte, Hammond, Jr. dem Geschehen aber nicht nur wegen seiner limitierten Gesangsmöglichkeiten einfach nicht den nötigen und verdienten charismatischen Kick geben kann, den die Nummer bräuchte, um ihr ganzes Potential abrufen und zünden zu können. Weswegen ‚Momentary Masters‚ dann auch zu keinem Zeitpunkt die faszinierende Anziehungskraft eines ‚Tyranny‚ ausstrahlen kann, dafür aber wohl dennoch mehr Leute glücklich machen wird. In Summe wirkt das wie der auf eine extrem solide Basis gestellte, aber leergeräumte Rohbau, auf dessen Fundament Casablancas und Co. gut und gerne sogar das zuverlässigste Strokes-Album seit ‚First Impressions of Earth‚ erbauen hätten können.

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