Cult Leader – Nothing For Us Here

von am 15. Mai 2014 in EP

Cult Leader – Nothing For Us Here

Den Preis für das am lautesten hinausgebrüllte Understatement des Jahres wird 2014 wohl an Cult Leader gehen: ‚Nothing For Us Here‚ ist ein wuchtiger Einstand im Windschatten der Erwartungsaltungen.

Deathwish Inc. hat sich also mal wieder eine absolute Perle ins Haus geholt. Dass man Cult Leader unbedingt auf der Rechnung haben musste war bei deren Vorgeschichte allerdings auch kein großes Geheimnis. Noch einmal zusammengefasst: Cult Leader bestehen zu drei Viertel aus den Mitgliedern von Gaza, die sich justament nach dem superben 2012 Brett ‚No Absolutes in Human Suffering‚ gezwungen sahen einen Schlussstrich unter die Bandgeschichte zu ziehen um die nötige Distanz zu den Vergewaltigungsvorwürfen zu bekommen mit denen sich  Sänger Jon Parkin konfrontiert sah. Anthony Lucero (hat in bester Gaza-Manier von Bass hinters Mikro gewechselt und brüllt stimmlich unfassbar nahe an Parkin seine Stimmbänder wund), Drummer Casey Hansen, Gitarrist Mike Mason sowie der das Quartett komplettierende Sam Richards am Tieftöner pochen nur aber in Interviews mit absoluter Vehemenz darauf dass all dies alles Schnee von gestern sein.
We once were another band, and now we’re a better one“ steht folglich auch auf Cult Leader‘s Facebookpage zu lesen – und auch wenn man dies nach den eng geschnürten 18 Minuten dieses 6 Track Minialbums noch nicht vorbehaltlos unterschreiben will zeichnet sich doch bereits jetzt ernsthaft ab, dass an dieser Vorgabe durchaus etwas dran sein könnte.

Überraschungen sucht man dabei weitestgehend vergeblich – dafür ist eher Bird Eater, die andere Band von Parkin und Lucero zuständig. ‚Nothing For Us Here‚ setzt nach dem Noise-Intro ‚God’s Lonely Children‚ nämlich weitestgehend punktgenau dort an, wo Gaza mit ihrem komplexen Gebräu aus Sludge, Grind, Metal- und Mathcore aufgehört haben zu wüten, knüppelt aber in weiterer Folge doch mit deutlich punkigerer Hardcore-Energie in die Platzwunden die Coalesce und Botch hinterlassen haben, zeigt dazu einen angenehm kompakt gehaltenen Zug zum Tor: die Songs randalieren stets in unter drei Minuten ins Ziel, nur das abschließende ‚Driftwood‚ reibt sich über ausladende 6 Minuten so ergiebig wie biestig an melancholischen Melodiefetzen und Droneelementen seine schmutzigen Krallen wund. Gerade hier zündet  auch der bisweilen nicht monströs genug wirkende Sound von ‚Nothing For Us Here‚ am imposantesten, weil er der psychedelischen Wut der Nummer effektiv unter die Arme greift, dazu gelingt in keinem anderen Song die Weiterentwicklung von Gaza derart deutlicher. Zwar reißen Cult in Leader davor in ‚Flightless Birds‚ chaotisch am Steuerknüppel des fies rockenden Noisecore, prügeln das ziellos der Monotonie folgende ‚Mongrel‚ als Zwischenspiel in Richtung ‚You Fail Me‚ von Converge, und drücken im punkigen ‚The Indoctrinator’s Deathbed‚ sowie dem rasanten Kotzbrocken ‚Skin Crawler‚ dafür umso aggressiver das Powerviolence-Gaspedal durch. Die „Gaza 2.0-Vergleiche“ muss die Kombo aus Salt Lake City hiernach dennoch fürs erste aushalten können, sind sie doch aufgrund der stilistischen Nähe alles andere als an den Haaren herbeigezogen. Mag das Cult Leader selbst auch sauer aufstoßen: für den Fan ist ‚Nothing For Us Here‚ ein berauschendes Dokument des Abnabelungsprozesses.

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