Lord Huron – Lonesome Dreams

von am 25. Dezember 2012 in Album

Lord Huron – Lonesome Dreams

Den aufsehenerregend-innovativen EP’s der Einzelperson Lord Huron folgt das eklektisch bezaubernde Debütalbum der Band Lord Huron: plötzlich ist das so märchenhaft und unwirklich tänzelnder Folk, wie es das Cover aus 1001 Nacht suggeriert.

Auch mit Band im Rücken ist in erster Linie Visual Arts Künstler Benji Schneider Lord Huron: er durchstreift mit unterstützender Gefolgschaft nun aber majestätisch fließende Ländereien, in denen Fleet Foxes Könige nach wie vor ungefährdete Könige sind; wo Iron and Wine Alleinunterhalter Sam Beam als Instanz gilt; die ersten beiden Band of Horses-Taten immer noch jedem ein wehmütiges Seufzen entlocken; und wo das heimelige Lagerfeuer von The Low Anthem nie erlöschen wird. Schneider hat sein musikalisches Projekt Lord Huron nach den betörenden, im Alleingang entstandenen und durchaus signifikanten EP’s ‚Mighty‚ und ‚Into the Sun‚ eben nicht nur an Personal aufgestockt, sondern für ‚Lonesome Dreams‚ auch kräftig an der Feinjustierungen geschraubt und die elektronische Prägung gegen die Rückbesinnung auf unwirklich tanzende, perkussive Folksongs getauscht. Die Träume, die hier gesponnen werden, sie handeln jedoch weiterhin von unerfüllter Liebe, bittersüßer Romantik und einer wärmenden Melancholie ganz tief im Herzen.

Schneider, er singt mit sirenenhaft-gefestigter Stimme unter wunderschönen Hall-Schichten hervor, seine Band vollführt  in den besten Momenten elegante Walzerdrehungen im klaren Mondlicht, während die Mundharmonika als Brandung an die leise Hymnik des Songs treibt – siehe etwa das magische Mitternachtsstück ‚Ghost of the Shore‚. Der vielleicht herausragendste Triumph feierlichen Schönklangs hier, in dem Lord Huron auch abseits der Erwartungshaltungen hinsichtlich der letztjährigen EP’s zu einer schier bezaubernden Hochform auflaufen, die beinahe vergessen lässt, dass ‚Lonesome Dreams‚ stellenweise schlicht zu sehr nach eindeutig identifizierbaren Vorbildern klingt und es sich auf Dauer beinahe zu gemütlich im Schatten weiter Berghänge machen.

Zwischen Gipfel- und Wüsten-Metaphern schwelgen Lord Huron als Ausgleich jedoch durch genügend große und kleine einnehmende Ohrwürmer um Ausfälle geschickt zu umgehen. Zumal die gleichzeitig unheimlich leichtfüßig schwebende und doch getragene Chose mit beschwingten Rhythmusfeuerwerken wie ‚The Man Who Lives Forever‚ oder dem Titelstück gedankenvoll spannend halten, und sei es nur, um  das Breitwandformat in ‚Lullaby‚ so noch atemberaubender strahlen zu lassen. Unter der Lupe finden sich so in Summe auch genug Feinheiten, die Lord Huron davon freisprechen als bloße Plagiatisten ohne eigene Vision durchzugehen. Und selbst wenn hier das Niveau der Vorbilder nie restlos erreicht wird: den Vorwurf der Inspirationslosigkeit  würden die versammelten 10 Songs ohnedies schlicht so lange in die Arme nehmen, in Liebe wiegen und zu tropikaler Folkrockigkeit ein zufrieden-erfülltes Lächeln ins Antlitz zaubern, bis dieser ebenso Null und Nichtig erschiene, wie jeder Schwermut abseits dieser Dreiviertelstunde reinster Wohligkeit.

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