A.A. Williams – Arco

von am 14. Oktober 2021 in EP

A.A. Williams – Arco

A.A. Williams bleibt im Jahr nach ihrem umwerfenden Debütalbum Forever Blue dem Reininterpretieren beschäftigt: nach den Songs from Isolation beschäftigt sie sich auf Arco nun noch einmal mit dem Material ihrer selbstbetitelten ersten EP aus dem Jahr 2019.

Selbst wenn Mono zuletzt nicht eine solch gesunde Balance in ihre orchestralen Tendenzen gezeigt hätten, wäre es freilich Unsinn gewesen A.A. Williams angesichts der Ausrichtung dieses ihre ersten Schritte neu auslegenden Kurzformates doch glatt zu unterstellen, zu viel Zeit mit ihren japanischen Split-Buddies verbracht zu haben.
Dass sie sich von der asiatischen Instanz für Arco inspirieren hat lassen, scheint dagegen schon möglich: Die Britin übersetzt den Dark Folk, Goth Americana und Postrock von A.A. Williams hier in einen rein auf zehn Streicherinstrumente inszenierten Kontext, arrangiert die vier Stücke anmutig und viel Grandezza samt net eingesungenen Vocals um und hat die Nummern  damit noch nur kosmetisch ausgeschmückt, sondern vollwertig in einen klassizistischen Rahmen gebracht.
The main focus of the arrangements is trying to maintain the authenticity of the original songs that, whilst embodying some of the more familiar elements of the full-band settings, draws focus on the voice.“ sagt Williams und hat ein wirklich schönes, aber sich niemals unbedingt notwendig anfühlende Kleinod geschaffen, das enorm versiert eher nach einer bestandenen Herausforderung für die Musikerin selbst und einem angenehmen Müßiggang für den harten Kern ihrer Hörerschaft erscheint. Insofern haben wir es bei Arco mit einer ambivalenten Liebhaber-Angelegenheit zu tun.

Die neue sinfonische Dramatik von Control hat etwa etwas wirklich erhebendes und schlichtweg großes an sich, will das Cinemascope, ohne kitschig, plump oder überkandidelt zu werden. Williams versteht ihr Handwerk, doch wird ihr Gesang fast schon zu einem drosselnden Element: Sie hätte sich beim Umstieg auf den zelebrierten Höhepunkt auch mal zurücknehmen und dem instrumentalen Part seinen verdienten Raum zur alleinigen Entfaltung geben können. Stattdessen kleistert begleitet sie mit ihrer freilich tollen Stimme weite Strecken zu, auch wenn alleine die weichen Harmonien der Vocals absolut ergreifend sind.
Das behutsame Cold beginnt wie ein wärmendes Element in der Kälte zu wachsen, tröstend und hinten raus episch. Die Schwere in der Melancholie der Stimme ist auch hier wieder Anker und Gewicht, ohne dass die Streicher gar freidrehen würden – doch in diesem Fall passt das so, absolut! Überhaupt gewinnt gerade der Mittelteil der EP – der auf A.A. Williams ja etwas im Schatten der überragenden Klammer aus Control und Belong stand – durch die Neubearbeitung, obwohl die ursprüngliche Verortung dem Material an sich und Williams Charakter im Ganzen einfach besser steht, als die orchestrale.
Terrible Friends glimmert jedenfalls vorsichtig, hat seine Geste in Zeitlupe weiter in die Elegie geführt und verliert sich doch auch ein wenig selbstgefällig schwelgend, nicht schmalzig allerdings,  bevor Belong mit zusätzlichen Manierismen und melodiösen Details ausgestattet mehr Facetten als die bisher balladesk-düstere Ausdrucksform zeigt, jedoch auch nicht deren Intensität erzeugen kann und etwas mäandert. Essentiell ist Arco so letztendlich nicht – eine Balance zwischen den jeweils ihrerseits sehr gleichförmige Extreme vermessenden beiden Platten wäre womöglich am interessantesten gewesen – aber eine willkommene, schnell liebgewonnene (hier mit Fanbrille bewertete und physisch zudem noch schneller ausverkaufte) Diskografie-Fußnote, deren bittersüße Erhabenheit auch gut zur dunkler werdenden Jahreszeit passt.

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