Amen Dunes – Cowboy Worship

von am 18. Januar 2015 in EP

Amen Dunes – Cowboy Worship

Damon McMahon unterstrich im Vorfeld mehrmals, dass ‚Cowboy Worship‚ keineswegs als Nachsatz zum letztjährigen Geniestreich ‚Love‚ (Platz 7 in den Heavy Pop Jahrescharts 2014) zu verstehen ist – sondern vielmehr als rekonstruierende Skizzen der vorangegangenen Grundrisse des Albums. Durchaus etwas dran an der Sache: die sechs Songs der Ep funktioniere tatsächlich als ideales Bindeglied zwischen Amen Dunes verschrobeneren Vergangenheit und der ‚Love“schen Neuorientierung.

Das beginnt an vorderster Front mit der vergleichsweise geradezu freundlichen Neuaufnahme des ‚Through Donkey Jaw‘-Songs ‚Lezzy Head‚, die mit der Beteiligung von Jordi Wheeler und Parker Kindred einmal mehr vor Ohren führt, wie gut es der Zugänglichkeit von Amen Dunes getan hat zur vollwertigen Band zu wachsen – findet aber auch in den restlichen Songs der EP ihren Ausdruck.
I Know Myself (Montreal)‚ bleibt dagegen zwar relativ an sich nah an der ‚Love‚-Albumversion, entfernt sich aber dezent vom Fleet Foxes-Einfluss dieser und ist damit das Äquivalent zu diversen Live-Mitchnitten der Nummer – schade nur, dass die Bläserarrangements am Ende bloß angedeutet wurden. Allerdings ein symptomatischer Punkt für die Ausrichtung der EP, die das verhältnismäßig konkrete Element im Songwriting McMahons wahlweise wieder zurückschraubt oder eben (noch) nicht so ausgeprägt einfängt, dunkler und abgründiger in sich hinein brodelt.
Radikaler ist da schon die Transformation von ‚I Can’t Dig It (China Street Blues)‚, das in der ‚Cowboy Worship‚-Variante eine ausgebremste, abgedämpft pirschende Interpretation des einzig nach vorne gehenden Songs auf ‚Love‚ darstellt, vielleicht sogar besser in den Albumkontext gepasst hätte; zur Hälfte hin verschwimmen die Konturen zu einen ambienten Klangraum kurz vorm Kollaps, bedrohliche Soundschleifen scheinen McMahon nicht von seiner Melodie ablenken zu können, Tablas geben dem Song einen entrückten, halluzinierenden Drive, die Gitarren dröhnen böse.
Auch zu ‚Green Eyes (Music Blues)‚ addiert Amen Dunes hier zahlreiche Schichten, einen Drone-Teppich ganz weit im Untergrund, unwirklich und auf beunruhigende Art märchenhaft, verspielt, vielleicht sogar faszinierender, weil weniger fokussiert als die Albumversion – was vielleicht auch daran liegt, dass Harvey Milk- Gitarrist Stephen Tanner mit seinem psychedelisch schimmernden Instrument quasi den Raum von IceageBadboy Elias Bender Rønnenfelt ausfüllt.

In eben diese Kerbe schlägt auch ‚Song to the Siren‚. This Mortal Coil haben sich den Tim Buckley-Song  einverleibt wie niemand sonst (auch wenn die Versionen von John Frusciante, Gravenhurst und anderen ebenfalls zum Sterben schön sind), ihre Interpretation repräsentiert die Komposition in der allgemeinen Wahrnehmung wahrscheinlich mittlerweile sogar eher als das Original. McMahon verneigt sich vor beiden Partien: die Gitarre von Hubble-Mann Ben Greenberg ist an sich hibbelig gespielt, experimentell zitternd, liegt aber tiefnautisch verschwommen in einem dichten Psychedeliknebel, der sich aus anderen Zeiten durch den Äther zu winden scheint, die Melodie dabei aber dennoch verschroben umsorgt. Alleine wie beschwipst neben der Spur sich der Gesang McMahons hier präsentiert liegt näher am ehemaligen Soloprojekt Amen Dunes.

Das abschließende ‚Love (Montreal)‚ funktioniert letztendlich als in unterbewusste Sphären geschossene Klavierballade und Kreisschließer zu ‚I Know Myself (Montreal)‚, damit auch gleichermaßen wieder als Verbindungsbrücke zur Gegenwart, der das Spektrum vor allem im Detail verschiebt.
Cowboy Worship‚ eignet sich so weniger einladend als ‚Love‚ als Einstiegspunkt in den Musikkosmos des Damon McMahon, wird aber vor allem bereits bekehrten Anhänger der Albumschönheit nuancierte neue Sichtweisen auf die Songs eröffnen, während  vor allem auch Freunden der Projekt-Frühphase die Hand gereicht wird. So oder so vor allem ein bezauberndes kleines Geschenk für Fans – die sich die limitierte Version (Einmalige Pressung von 1000 Stück,  200 davon kommen als klassisch limitierte Sacred Bones-Edition mit Wachssiegel, alternativen Artwork und Handnummerierung) freilich schon vorbestellt haben sollten.

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