Battles – Juice B Crypts

von am 15. Oktober 2019 in Album

Battles – Juice B Crypts

Ian Williams und John Stanier sind als Battles mittlerweile personell nur noch im Duo unterwegs – Dave Konopka ist kurz vor der Produktion des vierten Studioalbums ausgestiegen. Für das Endprodukt Juice B Crypts ändert diese Ausgangslage erstaunlich wenig.

Daher die verbliebene Rumpfmannschaft das Abhandenkommen von Konopka relativ ansatzlos kompensiert, ist der spannendste Aspekt wie schon auf den beiden direkten Vorgängeralben Gloss Drop (2011) und La Di Da Di (2015) im Grunde viel mehr, wie die geladenen Features den Ausstieg des einstigen Chefexzentrikers Tyondai Braxton aufwiegen.
Denn alle Songs, die ohne Eintrag auf der Gästeliste auskommen müssen, sind eben auch diesmal – mehr denn je sogar – nur leidlich interessant und aufregend, aufgewärmte Standards. Man kennt den MO der so unfassbar präzise zusammenarbeitenden Edeltechniker Battles schließlich längst – zumal der hibbelige mit experimenteller Elektronik aufgespulte Space-Mathrock an sich nie mehr derart staunen ließ wie noch auf Mirrored von 2007.

Juice B Crypts wagt insofern wenig. Das moduliert-verspulte Ambulance entwickelt sicher einen groovenden Drive mit Zug nach vorne, loopt seine Synthies exponentiell, entwickelt sich im repetitiven Muster allerdings gar nicht: Das Songwriting ist mittlerweile nur noch theoretischer Natur. Im neongrell schimmernden Fiepen zappelt A Loop So Nice… also mit beunruhigender Nervosität und installiert Fort Greene Park eine tolle bluesig-gnödelnde Kontemplation, nur um irgendwann leider Business as usual zu bieten. Das sinnlose Interlude Hiro 3 täuscht konsequenzlos den Tom Waits an und der Titelsong steht sinnbildlich für den aktuellen Status Quo einer Band, die auf sich alleine gestellt immer noch klingt, wie niemand sonst da draußen – ihre motivierte Einzigartigkeit mittlerweile aber eben aus dem formelhaften Baukasten heraus bedient und dabei trotz allem theoretischen Spektakel praktisch einfach langweilen kann.

Den Fokus ziehen also eben auch diesmal zwangsläufig die Kooperationen an – ohne aber trotz namhafter Beteiligungen so nachhaltige Akzente zu provozieren wie bisher.
They Played It Twice mit Xenia Rubinos vermittelt hinter spacigen Keyboardschwaden eine Ahnung vom Pop, nachdem der hysterisch überdrehte Beginn in eine allgemeine Dringlichkeit gekippt wurde und die unausgegorene Unberechenbarkeit Sugar Foot mit Yes-Legende Jon Anderson ist ein Tauziehen auf der Weirdo-Projektionsfläche. Sal Principato dirigiert Titanium 2 Step als ausgelassene Funk-Party nirgendwohin außer zur banalen Stimmungsmache und Shabazz Palaces domestizieren Izm ein Stück weit zur Songdienlichkeit. Mit Tune-Yards ergänzen sich Battles vielleicht am besten – und das gleich doppelt, wenn das futuristische Last Supper on Shasta Pt. 1 zum zirkulierenden zweiten Part führt und die hauseigene Schrägheit griffig artikuliert. Essentiell gefüllt wird die ästhetische Hülle Juice B Crypts dadurch allerdings auf die letzten Meter auch nicht mehr.

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