Album
Der unfehlbare Walter Schreifels setzt mit seinem dritten Bandalbum innerhalb von knapp elf Monaten einen sowohl quantitativ als auch qualitativ beeindruckenden Lauf auf verschiedenen Baustellen fort, reiht Quicksand mit Interiors vor allem aber auch an die vorderste Front starker Comebackalben jüngerer Vergangenheit ein.
Die okkulte Stonerdoom-Institution Electric Wizard versucht sich auf Wizard Bloody Wizard deutlicher den 70ern und halluzinogenem Proto-Metal zuzuwenden, scheitert dabei allerdings am eigenen drögen Konservatismus - sowie einer ungesunden Portion Inkonsequenz, Faulheit und Nachlässigkeit.
Zu Beginn der eröffnenden Widmung For You kommen dem nachdenklich sinnierenden Bert McCracken theatralisch die Tränen. Danach entfaltet sich die Traueraufabeitung The Canyon als bisher ambitioniertestes Album von The Used zwar weniger demonstrativ pathetisch, erschöpft letztens Endes aber mit einer adäquat unnötig ermüdenden Ausführlichkeit.
Seit dem Ende des grandiosen Grind-Geheimtipps Clinging to the Trees of a Forest Fire bleibt Ethan McCarthy seinem misanthropischen Weltenhass mit Primitive Man nahtlos treu, zieht seinen Nihilismus jedoch weiterhin am anderen Ende im Spektrum der Extreme auf: Caustic beginnt, wo (Funeral) Doom und Sludge sich über die Ästhetik des Blackened Crust stülpen; wo bitterböse Heavyness zum einschüchternden Understatement wird.
Duracell-Drummer Ben Koller riskiert gar nicht erst, dass ihm aktuell langweilig werden könnte: Wenige Monate nach der Mutoid Man-Abfahrt War Moans und simultan zum Flagschiff-Triumph The Dusk In Us von Converge prügelt er mit Hostage Animal nun auch die Supergroup All Pigs Must Die zu ihrem ersten Album seit knapp vier Jahren.
Fünf lange Jahre nach der nabelschauenden 2012er-Gewalttat All We Love We Leave Behind (sowie einer einstweilen einhergehenden Discografie-Renovierung) lässt The Dusk in Us offen, ob das neunte Studioalbum von Converge eventuell gar der Eintritt in das Spätwerk der Metal-/Hardcore-Institution geworden ist.
Produzentenguru Rick Rubing hat Billy - sorry: William Patrick! - Corgan für dessen zweites Soloalbum zu einer verhältnismäßig minimalistischen Platte überredet: Ogilala wiegt sich mit viel Schmalz und Gefühl in einer reduziert zurückgenommenen Opulenz.
Curse of Conception demonstriert eindrucksvoll, dass nicht die quantitative Schaffenskraft die größte Stärke von Spirit Adrift darstellt. Es ist viel mehr die stete Evolution, die die Band während einer schier unermüdlich scheinenden Outputrate zelebriert.
Es gelingt God Mother vielleicht nicht restlos, die wahnsinnige Intensität ihrer radikalen Bühnenpräsenz auf Tonträger zu konservieren. Dennoch ist Vilseledd praktisch genau der explosive Teufelstanz geworden, den man sich nach dem Höllenritt im Vorprogramm der The Dillinger Escape Plan-Abschiedstour versprochen hat.
Der Interims-Schnellschuss Pacific Daydream lässt sich letztendlich zwar besser verdauen als erwartet, erteilt jedoch ungeachtet dessen eine bittere Lektion: Ungeachtet des unlängst praktizierten Formhochs bleiben neue Weezer-Platten hinsichtlich ihrer qualitativen Schwankungsbreite also weiterhin ein unberechenbares Roulette.