Coriky – Coriky

Das Ehepaar Ian MacKay und Amy Farina macht mit seinem alten Kumpel Joe Lally gemeinsame Sache, um auf dem selbstbetitelten Coriky-Debüt den Missing Link zwischen The Evens und Fugazi zu skizzieren.
Denn wenn MacKay an der Gitarre schrammelt, Lally seinen unwiderstehlichen Bassgroove einbringt und Farina an den Drums zappelt, während sich das Trio die Gesangsparts (ungleichmäßig hinter MacKay, aber mit wechselndem Rampenlicht) aufteilt, dann ist das Ergebnis freilich nicht so enorm viel weiter vom folkig-kauzigen Indierock der Evens entfernt, als vom Post Hardcore des Erbes der DC-Legende. Doch es lässt sich dabei nicht leugnen, dass die Ästhetik von Coriky merklich jenen typischen Dischord-Spirit der Fugazi-Spätphase transportiert, im aufgeräumten (aber nicht sauberen) und reduzierten Klangraum alleine durch die gewohnt sozialpolitisch-kritischen Lyrics und dieses asketische Melodiegespür die auch schon bald zwei Jahrzehnten stillgelegten Genre-Legende assoziiert. Kantiger und schroffer klang jedenfalls keines der drei Evens-Werke.
Die Songs von Coriky sind in dieser Ausrichtung dennoch erstaunlich harmonisch und eingängig gehalten, subtil und akustisch reduziert inszeniert, stets ein bisschen drahtig und sehnig ausgelegt, und zudem mit Spurenelementen aus dem Classic Rock sowie Blues angereichert. Dabei jedoch auch insofern unverbindlich, als dass das Charme und Charisma, der Sound eben, stellenweise doch präsenter hängen bleibt, als die Kompositionen an sich: Vielleicht ist das die Tragik einer derart unangestrengt aufgebotenen Platte.
Wo alle Instrumente für diese Natürlichkeit eine markante Rolle innen haben, abwechselnd in den Fokus rücken, sich dafür aber nicht penetrant in den Vordergrund drängen, leisten Coriky sich beim Songwriting allerdings genau genommen keinen Ausfall, halten ein versiertes Niveau und schaffen überhaupt ein fein akzentuiertes, dynamisches Album voller griffiger Szenen.
Clean Kill holt freilich auch auf der Nostalgie-Schiene ab, ist aber ein entwaffnender Melancholie-Singalong, bevor Hard to Explain mit unverkennbar charakteristischen Gitarre rumpelt und schiebt. Say Yeah hat einen smarten Stop-and-Go-Rhythmus und ist zudem latent funky, obgleich die Band auch mit dem Noise liebäugelt. Das so sehr in die Lehre von Fugazi gepflanzte Have a Cup of Tea brodelt vor kontrollierter Spannung sinister und ein bisschen unheilvoll abgedämpft, bietet jedoch eine vorsichtige aufmachende Hook. Too Many Husbands schlängelt sich giftig und präzise zappelnd zur motorischen Rhythmik und das kompakte BQM löst spät aber doch seinen vertrackten Knoten.
Last Thing wirkt dagegen regelrecht beruhigt, vorsichtig schleichend und versöhnlich-liebenswerter, wohingegen Jack Says mit Ecken rollt, bis zu seinen verträumten Ausklang nicht richtig in Fahrt kommt. In Shedileebop breiten sich über stacksende Drums anschmiegsame Melodien, dazu driftet die Band beinahe in einen hemmungslosen Jam ab – passend dazu gönnt sich das geschmeidige Inauguration Day erst lange eine instrumentale Orientierung, um dann wie ein halluzinogenes Ritual den fiebrigen Abgang zu feiern, bevor das hippiesk-friedvoll wiegende Woulda Coulda den ruhigen Schlußstrich zieht.
Und es mag schon stimmen: Näher als nach all dieser schroffen Catchyness wird man einer Fugazi-Wiedergeburt wohl in diesem Leben nicht mehr kommen. Ungeachtet der beteiligten Szene-Helden (und einer niemals stillhalten Sehnsucht) wollen Coriky allerdings merklich weniger eine Methadon-Kur darstellen, als dass das Trio sich bescheiden (weil: es gibt trotz einer stilistischen und personalbedingten Referenznähe keine Radikalität, Revolution oder Spektakel) mit einer Außenseiter-Rolle zu begnügen scheint.
Diese knapp 38 Minuten werden deswegen wohl ähnlich wie die Evens-Veröffentlichungen bewusst ohne Euphoriespritze alsbald aus der aktiven Aufmerksamkeit verschwunden sein – nur um bei jeder späteren Begegnung eine klammheimliche Wiedersehensfreude sprühen zu lassen und mit der Anzahl der hinterrücks entstandenen Ohrwürmer zu überraschen.
Daher diese Entwicklung derart absehbar ist, verankert sich deswegen auch schon jetzt der hartnäckige Wunsch, dass die Konstellation Lally, Farina und MacKay hoffentlich keine einmalige Geschichte darstellen wird.
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