Courtney Barnett – Things Take Time, Take Time

Courtney Barnett muss niemandem mehr etwas beweisen. Das macht Things Take Time, Take Time zu einem so charmant wie zuverlässig aus dem Ärmel geschüttelten, aber auch etwas umspannenden Indierock-Album.
Eine Frage, die sich wahrscheinlich nur wenige beim Hören von If I Don’t Hear From You Tonight – und vermutlich sicher nicht Courtney Barnett selbst beim verfassen der Nummer – stellen werden: Hätte es so geklungen, wenn die frühen Strokes in Ansätzen Fürstenfeld interpretiert hätten?
Darauf bleibt Things Take Time, Take Time eine Antwort schuldig, sorgt aber gerade hinten raus noch einmal für eine wirklich hängen bleibende Hook, bevor etwa das flotte Write a List of Things to Look Forward To und das gedrosselte Splendour in zwei verschiedenen Geschwindigkeiten das Wesen der Platte exerzieren: nonchalant eingängig, mit entwaffnend unangestrengt und relaxten Vibe, der aber abseits der Ausstrahlung auch wenig passieren lässt und auf wohlwollend beiläufige Weise unmittelbar wieder vergessen ist.
Nicht, dass Barnett sich auf ihrem dritten Studioalbum jedoch einen Ausfall ankreiden lassen müsste, das keineswegs!
Rae Street adaptiert 1:1 die Trademarks von Kumpel Kurt Vile, rumpelt unaufgeregt und klimpert ein bisschen gedankenverloren dazu, schrammelt Richtung Garage Rock-Revival im Halbschlaf, eingängig und fein arrangiert. Die Drummachine in Sunfair Sundown unterstreicht die relaxte Atmosphäre, in Here’s the Thing schippert sie plätschernd verträumt zu einer sommerlichen Real Estate-Melancholie und Take It Day by Day ist ein exemplarisch netter Singalong, seine Vorzüge niemals überstrapazierend.
Daher etwa vor allem das bedächtig Anlauf in seinen unaufdringlichen Drive nehmende Before You Gotta Go ohne Impuls auskommt oder im krautig joggenden Turning Green trotz tollem Bassgroove und vielversprechend quietschender Gitarren gefühlt einfach nichts passiert, wirkt es über weite Strecken so, als würde Barnett ihr unabdingbares Gespür für Melodien auf dem so geduldigen Things Take Time, Take Time regelrecht ambitionslos absitzen.
Das resultiert in einem Album, das man spätestens beim versöhnlich aufmachenden, rumpelnd das Piano begleitenden Finale Oh the Night nicht nicht mögen kann, das sich aber ohne leidenschaftlich geweckte Emotion auch damit begnügt, den legeren Hintergrund-Soundtrack für ruhig gekugelten Szenen des Lebens beizusteuern.
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