Culk – Tausend Formen
Weil sich die (mittlerweile jedoch weitestgehend abgeschlossenen) Aufnahmen für ihr zweites Studioalbum mit Wolfgang Möstl zuletzt Pandemie-bedingt verzögerten, hatten Culk Zeit für ein Cover des Oehl-Songs Tausend Formen.
„Manchmal schaffen Planänderungen eben auch Platz für anderes schönes!“ sagt das Wiener Quartett und lässt damit durchaus Understatement walten: Ihre Interpretation des Über Nacht-Stückes ist kaum weniger als große Cover-Kunst, indem Culk die Essenz des Originals in ihren eigenen Kosmos übersetzen und der Komposition dort subjektiv sogar eine bisher nicht erreichte Tiefenwirkung verleihen – das Quartett macht aus einem rundum guten Song einen herausragenden.
Somnambul breitet sich Tausend Formen dafür aus, die Drums hallen skelettierten über der ätherisch wattierten, düster dröhnenden, aber behutsam ausgebreiteten Synthies im bedächtigen Klangraum. Die vorsichtig auftauchenden Gitarren implementieren einen vagen Hoffnungsschimmer in die schwelgende Melancholie; dass Sophie Löw längst eine derart unverkennbar entrückte Intonation entwickelt hat, passt zum unergründlichen Mysterium, dass die dreieinhalb Minuten der Nummer wie ein ambienter Nebel umhüllt.
In der Version von Culk ist das nun zudem eine sanfte, fürsorgliche Postpunk-Grandezza jenseits des shoegazenden Dreampop; ein erhebendes, majestätische Flehen, dessen Sogkraft sich subversiv ausbreitet, faszinierend und interessant nachwirkt.
Wenn Tausend Formen dann beinahe zu schnell verglüht, bleibt da wie schon anhand des selbstbetitelten Debütalbums (2019) deswegen auch nur eine unstillbare Sucht nach dem Sound und der Ästhetik von Culk. Die Wartezeit auf Album Nummer zwei ist jedenfalls nicht einfacher geworden.
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