Desaparecidos – Live at Shea Stadium
Seit dem guten, aber auch enttäuschenden – und letztendlich rasch vergessenen – Desaparecidos-Zweitwerk Payola sind auch schon wieder sieben Jahre vergangen. Die aufgezeichnete Album-Release-Show vom DIY-Club Shea Stadium in Brooklyn beweist allerdings, dass das Material an sich durchaus genug Substanz hat, um zwischen den Klassikern des überragenden Debüts Spaß zu machen.
Vor allem ist Live at Shea Stadium aber ein Mahnmal dafür, wie frustrierend es sein kann, wenn Liveplatten nicht das vollständige Programm einer aufgezeichneten Show zu servieren: Greater Omaha entlässt hier nach 42 Minuten oder elf Songs absolut abrupt und in der Luft hängend, weil der eigentliche Setlist-Closer Hole in One für den Mitschnitt einfach ausgespart wurde.
Dazu fehlen im Verlauf auch noch Backsell, Golden Parachutes und Survival of the Fittest/It’s a Jungle Out There. Deren Abstinenz macht sich durch den relativ nahtlosen Mix der Platte zumindest nicht ganz so drastisch bemerkbar – ist aber gerade im Wissen um die eigentliche Existenz weiterer Songs ärgerlich.
Weil es eben sonst praktisch nichts zu bemängelt gibt. Die Songs des Debüts sind sowieso unkaputtbarae Emocore/ Punkrock-Hits der Extraklasse, und die (damals) neuen Songs von Payola zünden live auch weitaus impulsiver, energischer und weniger reibungslos als auf der Studioplatte – man höre bitte alleine die hungrige Dringlichkeit von Radicalized, deren Ohrwurm-Qualitäten nun entsprechend giftig und kantig daherkommen.
Dazu passt auch der ungeschliffene, jedoch differente und intensive Sound, der dem anachronistischen, ungeschönten Noise-Aspekt mit manierlicher Zurückhaltung einen fast schon nostalgischen Raum gibt, das Publikum zwischen den einzelnen Songs zulässt, und nur ein paar Samples und Ansagen der Band als Bremse in einer enorm spielfreudige Performance einbaut. Nachzuhören am deutlichsten zwischen Man and Wife, The Latter (Damaged Goods) und $$$$ – wo eben zwei Songs aus dem Verlauf geschnitten wurden.
Über den markanten Schönheitsfehler der Platte lässt sich also leider einfach nicht hinwegsehen – daran, dass man durch das kurzweilig-unterhaltsame Live at Shea Stadium allerdings durchaus seinen Frieden mit Payola schließen kann, ändert das wenig.
Kommentieren