Editors – Black Gold: The Best of Editors

von am 5. November 2019 in Best of

Editors – Black Gold: The Best of Editors

Die Karriere der Briten lässt sich qualitativ in eine Zeit vor und nach dem Ausstieg von Gitarrist Chris Urbanowicz einteilen. Die unvermeidliche Werkschau Black Gold: The Best of Editors kaschiert dies tatsächlich bestmöglich.

Wo man also absolut hört, dass das Material von The Weight of Your Love, In Dream und Violence (aus mannigfaltigen Gründen) nicht mit jenem der drei ersten Studioalben The Back Room, An End Has a Start sowie In This Light and on This Evening mithalten kann, kommt die nonchronologisch durchgewürfelte Anordnung der Compilation der Grundintention durchaus zu Gute – auch wenn sich natürlich kein tatsächlich runder Fluß oder schlüssiger Spannungsbogen über die regulären 16 Titel von Black Gold: The Best of Editors einstellen will.
Deswegen muss man eigentlich auch nicht bemängeln, dass nur Vertreter regulärer Platten der Editors in das Auswahlverfahren gerutscht sind (dabei hätten alleine Unedited oder Cuttings II wenn schon keine „Greatest Hits“, dann zumindest „Best of“-würdige Nummern in der Hinterhand gehabt); oder dass persönliche Favoriten zwangsläufig fehlen (aber ernsthaft: kein The Boxer oder Escape the Nest?). Dann eher schon, dass die neuen Songs (das geschmacklose Frankenstein und das nervtötende Black Gold, dazu nun auch der exklusive Ausfall-Schnarcher Upside Down, deren Synthiebraten abseits des guten Refrains sogar dermaßen absurd langweilig geraten ist, dass ihn kein Kontext der Welt retten könnte) alles andere als überzeugend ausgefallen sind – all das spiegelt sich nämlich gut in der Entscheidung wider, auch die schwächste aller existierenden Version von No Sound But the Wind als Closer von Black Gold heranzuziehen.

Die quantitativ sparsam zusammengetragene Songsammlung funktioniert entlang zahlreicher Klassiker, Hits und Lieblingslieder trotzdem potent als Einstiegspunkt für Neuankömmlinge, während man als ehemaliger Fan (und heute vielleicht nur noch loyaler Beobachter der Band) ohnedies alle Alben zuhause hat, um sich gegebenenfalls sein eigenes Highlightsammelsurium der Diskografie zusammenzubasteln.
Stichwort Mehrwert deswegen: Der hält sich bei Black Gold freilich eher in Grenzen, lässt sich für Komplettisten über die Deluxe Edition der Compilation jedoch zum einen in den The Snowfield Demos (aus den Tagen vor The Back Room) finden, zum anderen in dem angehängten Kurzformat Distance: The Acoustic Recordings – das sich durch den Titel praktisch selbst erkläret und ohne essentielles Gewicht durchaus einen netter Fanservice darstellt, indem er bekannte Songs in eine neue Ästhektik verpflanzt.

Gleich Violence wird exemplarisch zur von Klavier und Streichern getragene Pathos-Elegie, Walk the Fleet Road zu einer wunderbar nahbaren Reduktion auf viel sehnsüchtige Melancholie inmitten einer sanften Akustikgitarre und Tom Smiths Stimme, die nach und nach optimistisch in einem folkigen Chor badet. Derart ist Distance soundtechnisch stets ausgelegt.
Blood bremst sich vor dem traurigen Cello aus und folgt kammermusikalischen Motiven – führt aber vor allem vor, wie verrückt es eigentlich ist, dass das Original dieses Hits nicht den Sprung in das reguläre Gefüge von Black Gold geschafft hat. Mit Let Your Good Heart Lead You Home gibt es doch noch eine Rarität, nun eben sehr nett in das obligatorische neue Gewand aus Streichern und Backingvocals gesteckt. Was besser funktioniert als die tranige, zu pseudo-bedeutungsschwere Trägheit, in der die an sich spannungsgeladene Überhymne Smokers Outside the Hospital Door nun befindet. Obwohl man sich zu diesem Zeitpunkt auch bereits merklich am gleichförmigen, stets auf Nummer Sicher gehenden Sound sattgehört hat, breitet sich das balladeske Fall danach trotzdem anmutig aus, traurig und resignierend. Nicht immer passt der Sound zu der Substanz der Kompositionen – hier tut er es.
Auf der anderen Seite: Two Hearted Spider behält sich dagegen eine neugierig Verspieltheit, zieht sich aber wie vieles zu ausführlich entlang der gefühlt stets gleich orchestrierten Strukturen, bevor der Titeltrack Distance weihevoll lamentierend einer betörenden Geduldsprobe gleich kommt, die man eben mit nostalgischer Verklärung aussitzt. Ein durchaus symptomatisches Bild für Black Gold im Speziellen und den Karriereverlauf der Editors im Gesamten.

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