Explosions in the Sky – End
Zwischen End und It’s Never Going to Stop liegen für Explosions in the Sky endlose Postrock-Welten, wenngleich deren mystische Gipfel diesmal nur am wundervollen Artwork erklommen werden.
Sorgten Explosions on the Sky mit dem Titel ihrer ersten US-Tour seit längerer Zeit und dem dazugehörig folgenden siebten Studioalbum selbst im Vorfeld ja für eine gewisse Besorgnis ob eines nahenden Karriere-Finales, macht alleine die Namensgebung des letzten Songs auf End klar, dass es für Drummer Chris Hrasky und seine drei auch Synthesizer, Percussion, Keyboard oder Bass bedienenden Gitarristen-Kollegen Michael James, Munaf Rayani und Mark Smith weitergehen wird. Und zur Sicherheit hat die Band dennoch auch entsprechende Beruhigungs-Botschaften nachgereicht.
Zwölf Jahre nach dem letzten wirklich essentiellen Album von Explosion in the Sky könnte End allerdings durchaus wie eine Zusammenfassung der Karriere der Texaner funktionieren. Die Experimente des regulären 2016er-Vorgängers Wilderness werden weniger fortgesetzt, als dass Eindrücke davon in sparsamen Nuancen in ein Songwriting eingearbeitet werden, dass hinsichtlich der Ausstrahlung, Ästhetik und Methodik so etwas wie eine Rückkehr zum klassischen Explosions in the Sky-Gefühl darstellt.
Ten Billion People macht nach seinem anfänglichen klickernden Geplänkel den Weg frei für eine befriedigende Vertrautheit in seiner neugierig flimmernden Aufbruchstimmung, schrammt an der Melancholie des Pianos vorbei, während die Schönheit der Gitarren-Figuren und flimmernden Flächen detailliert texturiert angedeutet wird. Moving On geht mit straighten Schlagzeugspiel von ambienten Synth-Strahlen begleitet zu Tasten-Arrangements und einem Orgel-Teppich, derweil Loved Ones als hoffnungsvoller Dark Ambient mit optimistischen Schimmer über dem Drone-Pochen ein betörendes Mäandern wählt. Noch weiter in die rauschhaften Klangflächen taucht danach das sanft pochende, oszillierende Geduldspiel The Fight ein, dessen Klangkosmos irgendwann von spitzen Drumsalven zum patentierten Formelkasten geschoben wird.
Peace or Quiet ist so lange ein ruhiges, bedächtige Zwischenspiel, das in seiner kontemplativen Saiten-Träumerei erst frappant an Mogwai erinnert, bis die Band später epischeres andeutend, aufstampftend und bratzend fast in shoegazender Heaviness schunkelt und das märchenhafte All Mountains eine okkulte Space-Attitüde in den absoluten Signature Sound von Explosions in the Sky übersetzt: warm, tröstend, fürsorglich und leicht; stets ein bisschen vage und enigmatisch, ohne im bewährten Spiel aus Laut und Leise abstrakt oder unbedingt unfokussiert zu werden. Nur hat man all das eben auch schon – tja, trotz aktivierter Fanbrille! – weniger langweilig von der Band gehört.
Was im routiniert und qualitativ überzeugend ausgespielten, umspannend aber immer noch reizvollen Veteranen-Status fehlt sind die überwältigenden Melodien, die sich wirklich ergreifend festkrallenden Szenen, die erfüllenden Auflösungen rundum gelungener Szenarien. Wenn It’s Never Going to Stop als vordergründiges Pianos-Stück die Rolle als Closer erst traditionell besetzt, bevor eine klackernd pulsierende Rhythmik von der Indietronic zum organischen Groove findet, endet End symptomatisch so gefällig wie doch auch antiklimatisch unterwältigend: der Soundtrack, den Explosions in the Sky erzeugen, er eignet sich mit einer gewisse Nebensächlichkeit diesmal primär für den Hintergrund. Trotzddem vor allem schön, dass die Band keinen Schlußstrich gezogen hat.
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