Fang Island – Major

von am 22. Juli 2012 in Album

Fang Island – Major

Everyone hig-fiving everyone“ trifft es immer noch, allerdings muss man dabei diesmal nicht wieder derartig permanent hibbelig um tausend schillernde Gitarrenachterbahnfahrten umherhüpfen. Fang Island legen mit ‚Major‚ deswegen wohl so etwas wie die zurückgelehnteste Indie-Rock Platte vor, die den zum Trio geschrumpften New Yorkern überhaupt möglich war.

Dass zwei Pianozentrierte Stücke ‚Major‚ vorne wie hinten einfangen, das wäre auf dem selbstbetitelten Debütalbum von 2010 eben noch irgendwie unvorstellbar gewesen. So aber starten Fang Island mit ‚Kindergarten‚, spielen das Klavier praktisch so, wie sie ihre Gitarren handhaben – hektisch, melodisch, kopfüber und immer heroisch gen Hymne rasend – packen sogar noch einen zaghaften Chor mit rein und deuten die heulende Metalgitarre nur an. Am anderen Ende beschließt ‚Victorian‚ mit eben jenem Piano, welches die lichthelle Doomballade ‚Chime Out‚ davor noch verschmäht hat, plötzlich purzelt da ein aufgeweckter, trotzdem wunderbar erhabener Lovesong im Popformat aus den Boxen und schließt den Kreis auf ‚Major‚. Dass sich also ordentlich etwas getan hat seit ‚Fang Island‚ vor zwei Jahren, daraus macht das Trio kein langes Geheimnis.

Auch schwerlich zu bewerkstelligen, wenn zwei von fünf Mitgliedern das Weite gesucht haben. Man kann nun also mutmaßen, ob es an der Abwesenheit des ehemaligen Daughters-Rabauken Nicholas Andrew Sadler liegt, dass nahezu alle elf Songs auf ‚Major‚ einen guten Tick zu lang geraten sind und man die Achillesferse der Platte genau dort findet. Was auf ‚Fang Island‚ noch schmissig im Fokus war, ist nun breiter auffächert, oftmals schlicht getragener inszeniert und auch einmal gemütlich zurückgelehnt. Sicher ist hingegen, dass sich die Abwesenheit der dritten Gitarre natürlich im Sound bemerkbar macht, den wilden Riffritten fehlen hier und da doch Ebenen, meist auch seine kongenialen Orgelflächen, mit denen das Debüt dienen konnte. Ausgeglichen wird das, indem Fang Island auf ihrem zweiten Album nun nicht mehr nur singen, um ihre hymnischen Momente ins bodenlose zu hieven, sondern praktisch immer – fast so wie bei normalen Bands eben: richtiggehend geordnet klingt das, nicht so, als würden sich fünf übermütige Burschen gleichzeitig auf ein Mikrofon stürzen. Dass das freilich trotzdem noch als imaginärer Soundtrack für unrealistisch-draufgängerische Film- und Gameszenen funktioniert, ist kein Widerspruch, wenn man das Szenario eben von wilden Achterbahnfahrten weg zu brennenden Sandburgen an den Strand verpflanzt.

Dort zerschneidet das unhaltbar eingängige ‚Sisterly‚ dann ‚Smells Like Teen Spirit‚ in tausend kleine Teile und klebt es kunterbunt wieder aneinander, ‚Seek it Out‚ gibt sich heavier, als es eigentlich ist, weil es doch nur der kleine Bruder vom ‚Fang island‚-Hit ‚Daisy‚ sein möchte. Auch ‚Chompers‚ will zum Debüt, lässt aber die Dichte vermissen und hat dabei die Tugenden des poppigen ‚Regalia‚ vergessen, wo Fang Island am Punkt vorbeibrausen, dass ‚Major‚ die weniger verwegene, dabei aber auch freundlichere Ausrichtung ihres Spinginkerl-Indie-Rocks geworden ist, ein Grower mit bleibenden Längen unter den Erwartungshaltungen durch. Auf dem Fang Island natürlich immer noch blind identifizierbar klingen. Egal ob sie einen direkt punkigen, stampfigen Rocker wie ‚Asunder‚ raushauen oder in ‚Never Understand‚ gar nicht mehr von der Tanzfläche kommen wollen. Wären die Fleet Foxes eine Metalband geworden, hätten sie eventuell Songs wie ‚Make Me‚ auf Lager, aufsehenerregende Stücke wie ‚Dooney Rock‚ kann hingegen niemand außer Fang Island auf einem Album unterbringen, ohne damit im Kontext kaum Aufsehen zu erregen: wenn Country auf Speed-Metal-Riffs trifft und die drei New Yorker urplötzlich auf ihrem ganz eigenen Squaredance-Metal landen. Da blitzt auch wieder der Überraschungseffekt des „so-bisher-noch-nicht-gehörten“ durch, auf dem man sich bei ‚Fang Island‚ noch ganzzeitig verlassen konnte, der auf ‚Major‚ einem geübteren, dienlicherem Songwriting gewichen ist. Das reißt vielleicht nicht derartig unmittelbar mit, dafür aber langsam und beständig. ‚Major‚ ist die Platte geworden, die die Scherben nach dem verausgabenden ‚Fang Island‚ zusammensammelt.

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