Great Collapse – Holy War

Nicht wenige Besucher der aktuellen Tour von Boysetsfire soll es explizit wegen Great Collapse dorthin verschlagen haben: es dürfte sich eben herumgesprochen haben, dass die designierte Supergroup einen ganzen Sack voller Punkrock-Ohrwürmer auf Lager hat.
Was vielleicht sogar zuerst die Runde gemacht haben könnte, ist das imposante Line Up der Band aus Los Angeles / Portland: Strike Anywhere-Sänger Thomas Barnett hat hier mit den Gitarristen Chris Chasse (Ex-Rise Against/Nations Afire) und Tom Arnott (At Risk) Bassist Joe Saucedo (Set Your Goals) sowie Schlagzeuger Todd Hennig (Nations Afire/Ex-Death By Stereo) eine kompakte Riege aus Szenegrößen und Genre-Veteranen zusammengestellt, die sich angesichts ihrer Reputation freilich hohen Erwartungshaltungen ausgesetzt sieht, sich diesen auf dem Einstandsalbum ‚Holy War‚ aber mit einer Wagenladung an potentiellen Smashern sogar noch eingängiger und unangestrengter entgegenstemmt, als es die bereits so mühelos überzeugende ‚Elemental E.P.‚-Vorstellungsrunde angekündigt hat.
Mit den nach vorne treibenden Punkrock-Hits zwischen sofort zündenden Melodiefeuerwerken und einer sportlich packenden Hardcore-Griffigkeit halten Great Collapse jedenfalls nicht lange hinter dem Berg, der Poppunk-Faktor ist deutlich höher als erwartet. Gleich der Opener ‚New Abolition‚ ist so ein galoppierender Ohrwurm, der die Standards setzt: Barnett’s Performance ist erstaunlich aufgeräumt und clean, die Band dahinter tight und spielfreudig ohne Ende. Man treibt sich gegenseitig leidenschaftlich voran, vorbei an knackigen Hooks und den politisch motivierten Texten, die sich zumeist angenehm gefinkelt über plakatives Phrasengedresche hinausheben. Schon beim enorm zwingenden, aber in knapp zwei Minuten doch den einen oder anderen Umweg gehenden ‚Human Target‚ deutet das also an, dass ‚Holy War‚ eventuell jenes Album geworden sein könnte, dass Anti-Flag so schon lange nicht mehr gelungen ist.
Sicher kann man da mit der Lupe ein paar Kritikpunkte finden: Der Sound der Platte ist etwas zu poliert ausgefallen, lässt all die Kracher beinahe zu reibungslos sprinten, ohne sich restlos von der immerwährenden Strike Anywhere-Assoziation zu emanzipieren, zumal bei Nummern die an der 4 Minuten-Marke kratzen die Refrain-Dichte ein wenig zu dicht ausgefallen ist. Bei all den daraus resultierenden potentiellen Singlekandidaten blickt man darüber jedoch nur zu gerne hinweg. Und was anfangs nur zu einfach als rein solides Songwriting abkanzelt werden könnte, entfacht nach und nach ohnedies absolut hartnäckig sein Suchtpotential: vom verbrüdernden ‚Waves‚ über ‚One Year‚ bis ‚Specific Gravity‚ reihen sich hier die schnittigen Professionalität mit Herz und Hirn förmlich nahtlos aneinander, ein ‚The World Between‚ zündet geradezu fulminant seinen Erfahrungsschatz in Sachen Dynamik und Energie. Diese Jungs wissen einfach so verdammt genau was sie machen – und es ist eine absolute Freude ihnen dabei zuzuhören.
Sicher bleibt dabei trotzdem immer das Gefühl, dass Great Collapse sogar zu noch mehr fähig wären, als es ‚Holy War‚ nicht ohnedies bereits ablichtet, die Handbremse wird mutmaßlich noch nie vollends lösen – das schmälert die Qualität dieser mitreißenden 39 Minuten Genre-Zielgenauigkeit aber nur bedingt. Wenn Great Collapse demnächst also vor Refused auf die Bühne gehen, können sich die Schweden wohl warm anziehen.
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