Holy Sons – Lost Decade IV

von am 5. November 2025 in Compilation

Holy Sons – Lost Decade IV

Neben dem Anachronismus eines regulären neuen Holy Sons-Album – Puritan Themes – taucht Emil Amos auch wieder in die weitläufigen Archive seines Quasi-Solo-Alias ein: Lost Decade IV.

Volume IV features different interpretations of 2 well-loved classics, an electric version of „If Its Lawless“ and the original recording of „Young Man“ (the other was a handheld recording from a dorm room while tripping with Duncan Trussell). In sonic scope and sheer variety of states of mind, volume IV is in the running for the strongest collection of home recordings from one of the last foot-soldiers of the early 90’s lo-fi movement“ steht da in den aktuellen Liner Notes zu jener Reihe, die sich dem Erforschen einer Zeit „before Grails formed and Holy Sons became a live band“ verschieben hat.
Und einmal mehr ist es eine sich nicht erschöpfende Freude, Amos vergleichsweise konventionell gestrickte erste Song-Entwürfe zu hören, die im Lofi-Demo-Sound dezent scheppernd und krachend nicht erst im Closer Land of Confusion frappant an Guided By Voices erinnern.

Das ein homogenes Gesamtes ergebende Material von Lost Decade IV ist dabei mal deutlicher skizzenhaft und fragmentarisch (Kansas City) als anderswo – First It Was The Others gibt sich leichter und fast poppig, Gimme the Test fängt seinen rostigen Folk mehrstimmig harmonischer ein und Fame könnte sich vorstellen, wie Kurt Cobain R.E.M. über eine spartanische Drum Machine anhimmelt, derweil sich Burning of Impurities (als einer jener Momente, der Chronisten jubeln lassen wird) voll der dunklen Grunge-Zeitlupe hingibt. Doch überwiegend bleibt der Charakter der Platte auf eine Ästhetik konzentriert, die das unfertige Momentum zulässt.
Das niedlich entschleunigte C’mon Christ platziert sich so heimelig Benachrichtigung im Nirgendwo zwischen The Velvet Underground und Moldy Peaches, während sich feststellen lässt, dass Amos alleine in Aloneness eine unbekümmerte Schludrigkeit an den Tag legt (wo Young Man im Umkehrschluss hier noch besonders müde und abgekämpft agiert), die Holy Sons (und Grails sowieso) in dieser Form irgendwann verlieren sollten. Als vordergründig für Fans interessantes, aber auch für alle anderen reizvolles Stöbern in der Schatzkiste, darf ein etwaiges Lost Decade V diese Reise abseits des Kanons insofern gerne alsbald fortsetzen.

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