Holy Sons – Puritan Themes
Neben einer weiteren Archivsichtung hat Emil Amos auch Zeit für ein weiteres – nach eigener Zählweise abseits des Bandcamp-Kataloges bereits siebzehntes – reguläres Holy Sons-Album gefunden: Puritan Themes.
Unter anderen Umständen würde – der zuletzt auch nominelle Solopfade aufgetan habende – Amos auf sich alleine gestellt wohl einfach auf der Veranda sitzen und mit leicht heiserer, dezent nölender Stimme karge Americana-und Folk-Songs klampfen. Als Mitglied der hinsichtlich ihrer kulturell Einflüsse so global aufgestellten Postrocker Grails spielt sich seine Musik jedoch in einem weitschweifenderen Kosmos ab.
Fully Burnt agiert vor diesem Hintergrund, als würde man eine Grails-Prärie in ein kompaktes Format samt Hook kanalisiert haben, derweil das aus sich herausgehende One Divining Rod seine zehnminütige Spielzeit als natürlichste Sache der Welt füllt. Raw & Disfigured gönnt sich zumindest mühelos ein langes ambientes Outro und Chain Gang ein ebensolches Intro, bevor Holy Sons wie Arbouretum in astraler Harmoniesucht inmitten der Bläser-Arrangements von Kelly Pratt (David Byrne, M Ward) badet und durch den Song auch den konzeptionellen Ankerpunkt der Platte definiert: „It’s an imaginary take on if Cat Stevens had smoked a ton of salvia and taken a much darker route within the world of dense, story-telling songwriting.“
Ohne wirklich zwingende Motive hängen zu lassen, lässt man sich gerne von der eingängigen Ästhetik und stimmungsvollen Atmosphäre der Platte begleiten; die subjektiven Lieblinge können bei jedem Durchgang wechseln.
Elegisch fließend ist die Altersmilde des weich und behutsam plätschernden Titelsongs ätherisch erfüllen, Stand Up Straight Again erwacht dagegen aus seinem Appalachen-Geplänkel mit relaxtem Beat, um mit schemenhaften Classic Rock-Gitarren butterweich in den Hall zu tänzeln. Das sich meditativ im Kreis drehende Everything köchelt in einer psychedelischen Schwitzhütte und ermöglicht Edge of the Bay einen klaren und unbeschwerten Optimismus, der wie klarer Morgentau bekümmert.
Amos kreiert mit Gitarre, Schlagzeug, „Mellotron, Lap Steel, verschiedenen Drum-Maschinen sowie dem Akai MPC Sampler“ so einen tonalen Eskapismus in eine Welt, die nach der Apokalypse in ein Western-Setting zurückgefallen ist, sich aber zu „frühen Bee Gees Interviews“ wegdösend mit psychedelischer West Coast-Nostalgie die Hoffnung auf ein Wiederentdecken der psychedelischen 70s bewahrt hat. Dass deswegen irgendwann gar erfolgreich collagenartige Interferenzen aus alten Zeiten aufgefangen werden (Radio Seance), ist sehr stimmig.


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