Japandroids – Fate & Alcohol

by on 22. Oktober 2024 in Album

Japandroids – Fate & Alcohol

It’s better to burn out than to fade away: „Japandroids have not broken up. But Japandroids are over.“ Ein gelungeneres Farewell als Fate & Alcohol hätte es für dieses Ende kaum geben können.

Wie ein wehmütige Endorphine freisetzender Zeittunnel ist das vierte und letzte Album der Japandroids die bestmögliche Erinnerung dran, dass Brian King und David Prowse den Soundtrack für wirklich tolle Augenblicke im Leben geliefert haben. Daran, dass vor allem Post-Nothing (2009) und Celebration Rock (2012) essenzielle Beiträge für die Untermalung hedonistischer Parties und Konzerte in den letzten Ausläufern der eigenen Jugend lieferten, bevor Near to the Wild Heart of Life an den Ambitionen des Duos scheiterte.
Denn während Fate & Alcohol den Eindruck nicht korrigiert, dass die Band und man selbst sich spätestens 2017 auseinandergelebt hatte – aber gar nicht unbedingt deswegen, weil die Kanadier niemals besser als auf ihren ersten zwei Alben sein können würden -, drückt der Schwanengesang sieben Jahre später nun praktisch nahezu alle richtigen Knöpfe, um bei den Heydays anzuknüpfen und auf einer Welle der Nostalgie ein Momentum zu generieren, dass man die Band mit Zufriedenheit im Herzen behalten wird: Japandroids holen gefühlt noch einmal alles aus dem typischen Japandroids-Sound heraus.

Gleich Eye Contact High findet nach vorne gehend mit viel Hunger und Energie zu jener Sturm und Drang-Attitüde zurück, für die man sich einst in die Band verliebt hat, verschwendet keine Sekunde und nutzt eine verheißungsvolle Aufbruchstimmung mit hymnischen Tendenzen, damit D&T eine poppunkige Lockerheit aus dem Ärmel schütteln kann. Alice baut seine Spannungen lange auf und hat hat sich die Liebe für den Heartland Rock des Vorgänger-Langspielers behalten, setzt sie aber (durchaus exemplarisch für die Expertise von Fate & Alcohol) so viel zwingender um – fast im Noise Power Pop.
Ebenso symptomatisch ist allerdings, dass Japandroids in der ersten Phase ihrer Karriere vielleicht noch eine finale Idee gehabt hätten, wie man den Song in letzter Konsequenz über die Grenzen seiner Souveränität hätte kicken können – der Geniestreich, um einen wirklich legendären Hebel anzusetzen, fehlt. Die Single Chicago funktioniert dafür im Kontext des Gesamtwerks umso besser und fühlt sich ein bisschen episch spätestens jetzt wie ein langgedienter Klassiker mit Instant-Hook an.

Nach dieser tollen Eingangsphase verliert sich der Enthusiasmus zwar ein bisschen, wirklich schwächer wird Fate & Alcohol aber eigentlich nicht. Upon Sober Reflection hat schließlich die dynamische Bandbreite, um eine weltumarmende Größe verschwitzt zu verpacken, Fugitive Summer joggt alte Tugenden verinnerlicht habend verdammt solide. Im zu kurzen A Gaslight Anthem übernimmt ausnahmsweise Prowse den Gesang (ein Kniff, den man in der Bandgeschichte gerne öfter hätte nutzen dürfen!) und ein leichter Synth-Schimmer die Texturarbeit, bevor es sich mit Positively 34th Street und One Without The Other, besonders aber dem auf einem wimmelnden Ambient-Loop gebauten All Bets Are Off so richtig auszahlt, den üblichen Rahmen aus acht Songs aufgebrochen zu haben.
And despite the night’s electric atmosphere/ You suggest to me that we get out of here/ When I asked you where you wanted to go/ Said, „How ‚bout somewhere we can be alone“/ All bets are off tonight/ …/ Kissing like our lives depended on it/ We fell onto a mattress on the floor/ So come closer/ Closer to me/ Till you can hear me breathing/ And feel my heartbeat“ singt King da ganz zum Schluss. Und letztendlich scheint man diese Band, die immer die Steilvorlage dazu lieferte, sich glückselig feiernd kumpelhaft in den Armen zu liegen, ganz für sich alleine zu haben. Ein für allemal.

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