King Gizzard & The Lizard Wizard – Infest The Rats‘ Nest

von am 13. September 2019 in Album

King Gizzard & The Lizard Wizard – Infest The Rats‘ Nest

Die Kunde, Dass die australischen Dauerveröffentlicher von King Gizzard and the Lizard Wizard nun ein waschechtes Thrash-Album aufgenommen hätten lässt sich bestimmt gut vermarkten, ist angesichts von Infest the Rats‘ Nest aber eigentlich nur die halbe Wahrheit.

Richtiger ist nämlich wohl, dass die Essenz der offiziell fünfzehnte Studioplatte der Kombo in der Mitte liegt. Verglichen mit klassischen Genre-Platten der aktuellen Thrash-Creme de la Creme wie Power Trip ist Infest the Rats‘ Nest nämlich keine puristische Expertise geworden, absolut nicht. Dafür sind die meiste Songs einfach immer noch zu klar in den angestammten Gefilden verwurzelt, ziehen ihre Essenz weiterhin aus dem psychedelischen Garage und Boogie Rock.
Mars for the Rich ist etwa trotz allem ein dicht groovender Retrorocker mit scharf eingestelltem Visier für die thematische Sci-Fi-Utopie, und Superbug herrlich schwerfällig-doomiger Stoner mit symptomatisch knackigem Gegröhle. Stu Mackenzie brüllt schließlich niemals agressiv, aber immer barbarisch. Dass die Nummer später sogar in den Heavy Blues der Proto-Metal-Ursuppe schielt passt insofern, bevor Perihelion als stampfender Vintage-Rocker mit einem Bein auf der räudigen Überholspur steht, nur um sich für seinen Refrain praktisch in der puren Psychedelik zu zersetzen.

Gerade aus der Tatsache dieser relativ Ortsunkundigkeit, die jedoch eben im Unkehrschluss einen erfrischend unbekümmerten und authentisch bleibenden Zugang bietet, ziehen King Gizzard and the Lizard Wizard also auch die Fähigkeit, ihre Annäherung an den Thrash interessanter aufzuziehen, als ein Gros der (nicht an der Speerspitze) agierenden Genre-Konkurrenz. Das abermals extrem catchy zündende Songwriting der Band funktioniert im Kontext zwischen den stilistischen Extremen schließlich nicht nur hervorragend, kurzweilig und schlichtweg enorm unterhaltsam, sondern addiert eben stilistisch tatsächlich immer wieder hungrige Impulse für die ohnedies stets so impulsiv-unberechenbar auftretende Gang.
Es reißt einfach mit, wie energisch polternd das straight knüppelnde Planet B seine wild gniedelnde Energie frei lässt, ohne Anspruch auf Originalitätspreise roh und ungeschliffen den 70s ihren Metal-Schweiß austreibt. Organ Farmer tackert energisch, rührt ebenso enthusiastisch konzentriert die Nackenmuskulator an, wie der Geschwindigkeitskoller Venusian 1 oder dessen schwindelfrei-intensiver zweiter Part.

Auch Self-Immolate und das abschließende Hell destillieren den martialischen, aber unverbindlichen Spaß, den man an Infest the Rats‘ Nest haben kann, mit viel Gespür für Dramatik und Dynamik, addieren im Gesamtgefüge allerdings keine essentiellen Momente mehr, wo hinten raus ohnedies ein bisschen das Gefühl bleibt, als hätten King Gizzard and the Lizard Wizard bereits früh alles gesagt, was auf dieser Ebene substantiell hinausmusste.
All die Speed-Riffs und rasenden Rhythmen sind aber selbst dann kein aufmerksamkeitshaschendes Gimmick, sondern eine nahtlos vom Sound assimilierte neue Facette für die Truppe. Das größte Kompliment, das der Platte insofern machen kann ist wohl, dass Infest the Rats‘ Nest auch außerhalb seines Diskografie-Kontextes für Aufsehen hätte sorgen können: King Gizzard and the Lizard Wizard agieren hier nämlich nicht nur als King Gizzard and the Lizard Wizard auftretend spektakulär, sondern ganz allgemein rundum kompetent und unorthodox.

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