Kowloon Walled City – Piecework

Die Geschichte von Kowloon Walled City war gefühlt immer schon eine der voranschreitenden Reduktion und Askese-Findung. Piecework ist insofern sechs Jahre nach dem schwächelnden Grievances ein neuer Zenit.
Nach nur 31 Minuten, denn auch spielzeittechnisch fasten Kowloon Walled City immer dezimierter, wird man sich zwar hinsichtlich des Titels ein wenig am Kopf kratzen dürfen, denn Piecework ist ein so homogen in sich geschlossenes Werk, dass die sieben Songs sich gefühlt kaum auseinander dividieren lassen, eher wie die sinnierende Variation desselben Motivs anmuten.
Trotzdem ist das vierte Album der Band aus San Francisco eine Platte zwischen den Stühlen geworden. Sowieso den stilistischen, wenn Sludge, Noise Rock, Post- Hardcore und Metal im stoisch-archaischen Groove miteinander ringen, als würden Unsane mit These Arms are Snakes immer wieder über den stillen Americana-Momenten von Neurosis als relativen Slowcore brüten, zu denen praktisch jeder Song hier immer wieder kurzzeitig einkehrt.
Piecework ist drumherum ein Kräftemessen aus Heaviness und Melodie, eine fast bluesig-doomigen Kontemplation, die nie wirklich an Fahrt aufnimmt, aber ihre Dynamik ständig aufs Neue antaucht, sich wie eine sysyphus’sche Abgeklärtheit geduldig auswringt. Selbst die aufbrausenden Momente ruhen gewissermaßen in sich selbst, gegärbt und erfahren, auch ein wenig abgeklärt und reserviert.
Daher die zähflüssigen, aber erstaunlich kurzweiligen Nummern in ihrem Stoizismus wie in Utopian eine fesselnde Melancholie erzeugen können, ist das geheime Trumpfass der ausfallfreien, seine Amplituden höchstens mit massivem Understatement einsetzenden Platte – das so erst geschätzt gelernt werden will. Offenkundig ist dagegen die Achillesferse von Piecework, wenn Scott Evans mittlerweile ausnahmslos ein in die Songs hineinrufendes Schreien praktiziert, das zur Ästhetik passt, aber nicht die packend-brüllende Intensität der grandiosen Kowloon Walled City-Frühphase erreicht und in der Monotonie an die Entwicklung (wenngleich ohne deren gesangstechnische Tendenz zum nervenden Eindimensionalität) an Jerome’s Dream gemahnt.
Die Konsequenz hinter diesem Werk im Speziellen und der Entwicklung von Kowloon Walled City im Allgemeinen ist insofern eine, die einem allen Respekt abverlangt – der man so aber auch ein bisschen unbebefriedigt der Vergangenheit nachtrauernd und ohne tatsächliche Begeisterung begegnen darf.
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