Liam Gallagher & John Squire – Liam Gallagher & John Squire

von am 7. März 2024 in Album

Liam Gallagher & John Squire – Liam Gallagher & John Squire

Natürlich haben wir es hier nicht mit dem besten Album seit Revolver zu tun – wohl aber hat der ehemalige Stone Roses-Gitarrist John Squire nach langer Auszeit Liam Gallagher so überzeugende Musik auf den Leib geschrieben, wie sie dessen Solokarriere schon einige Zeit nicht mehr zu bieten wusste.

Hand hoch, wer angesichts der absurd vollmundig die Werbetrommel rührende Ankündigen im Vorfeld für die Kooperation der beiden UK-Legenden nicht eher mit einem veritablen Rohrkrepierer anstelle des als Referenz angeführten Beatles-Jahrhundertwerks rechnete.
Tatsächlich aber überzeugt Liam Gallagher & John Squire nun ohne wirklich falsche Erwartungen geschürt zu haben überraschend solide, zeigt doch schon das eröffnende, Stimmung machen wollende Raise Your Hands gekonnt, wo die Reise der zwei Veteranen hingeht: Mit banalen Texten bedient das Duo absolut gekonnt generischen, 60s affinen Britpop-Rock’n’Roll mit wenig Originalität aber gutem Gespür für eingängige Melodien und den Unterhaltungswert im Momentum, der unaufgeregt dahinrumpelt, eingängig und vertraut, ein bisschen Bar-Piano einstreut und wie Lyla in älter und exaltierterer Lead-Gitarre auftritt. Geht klar!
Und Greg Kurstin ruiniert dazu ausnahmsweise mal keine Produktion mit einem allzu gefälligen glattpolierten Hochglanz, auch wenn sein Sound für das Album alles andere als dreckig oder aufregend ist, während der Mix (zumindest in der digitalen Version) gefühlt keinerlei dynamische Reichweite vermisst.

Derart veranlagt drosselt die Platte im Verlauf jedenfalls schnell ihren Zug in das bekömmliche Midtempo, doch hat Squire dort durchwegs solide Songs geschrieben, die besser zu Gallagher passen, als vieles, was er auf seinen Soloalben ablieferte.
Mars to Liverpool addiert etwa ein bisschen psychedelische Träumerei von den Stones oder The Soundtrack of Our Lives in den schwelgenden Refrain, One Day at a Time lehnt sich noch weiter zurück. I’m a Wheel will ein relativ heavy schlapfender Blues sein, auch wenn der Chorus den Baukasten-Archetypus nicht stemmen kann.
In Just Another Rainbow liegt der halluzinogene Schleier dafür über einem Stück, das sich in ästhetischer Hinsicht wie ein Missing Link zwischen Don‘t Believe the Truth und Dig out Your Soul anbietet – anstelle der Noel-Genialität aber ein gepflegtes Madchester-Dösen samt ausführlichem, charismatischem Solo wählt – wo sich Liam Gallagher & John Squire generell wie eine gute B-Seiten Sammlung der späten Oasis anfühlen würde, währen deren damalige Songs aus der zweiten Reihe nicht immer noch mit einem Hang zu heimlichen Klassikern ausgestattet gewesen.

Es bleiben auf diesem Debüt halt oft eher die grundlegende Attitüde, als konkrete Riffs oder Hooks hängen – doch während des Konsums macht die Sache dennoch authentischen Spaß. Egal ob das Hendrix-Tribut Love You Forever weiter in die 70s geht, Make It Up As You Go Along mit seiner Acoustic-Leichtigkeit trotz balladeskem Hippie-Anstric textlich in Angriffsstellung bleibt, You’re Not the Only One mit einem hämmerndem Roadhouse-Klavier klimpernd die Zügel wieder enger zum Kopfnicken zieht oder die 08/15-Bagatelle I’m So Bored seinem Titel zu viel Ehre macht und Mother Nature’s Song versöhnlich und angenehm so weich gebettet eine gefällige Sehnsucht („The melodies are beautiful/ The chords sublime/ Listen to mother nature’s song“) umarmt.
Liam Gallagher & John Squire verhebt sich als kompetenter Fanpleaser so ohnedies nie an seinem unsinnigen Revolver-Namedropping (das natürlich insofern Sinn ergiebt, weil jede Platte mit Gallagher-Beteiligung sich vor den Fab Four verneigt) und ist abseits davon vielleicht auch per se kein Album, das in Begeisterung versetzt. Aber eines, das mit wertkonservativem Können altbackene Genre-Klischees schnörkellosen bedient, und dabei ebenso kaum etwas herausragend wie falsch macht. Ja, diese vollmundige Paarung passt einfach – gerne mehr davon!

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