Logan Ledger – Golden State
Logan Ledger findet (auch dank des einen grandiosen Job als Produzent erledigenden Shooter Jennings) seinen einen Golden State, indem er sich vom Country seines selbstbetitelten Debütalbums ein gutes Stück weit löst.
Wo stimmlich immer noch allgegenwärtige Assoziationen an die croonende Anmut von Roy Orbison oder Chris Isaak, ja manchmal mittlerweile (wie bei der smoothen Nostalgie-Sentimentalität Midnight in L.A., einer Father-John-Misty-meets-Jonathan-Wilson-Einkehr) eben auch Orville Peck stehen, und alleine schon All the Wine in California (mit seinen gnödelnden Pedal Steel-Gitarren und der überschwänglichen Hook) das angestammte Genre von Ledger trotz allen ästhetischen Justierungen stets in Griffweite belässt, verlagert sich das stilistische Gewicht des Sängers vom exemplarisch verträumt schwelgenden Titelsong-Opener Golden State weg mit seinen soften Pop-Arrangements aus sehnsüchtigen Streichern weiter in den (Jens Lekman’esken) Countrypolitan, reminisziert Bilder vom Laurel Canyon der 60er und verschwommene kalifornische Folk und Singer-Songwriter-Schemen – das somnambule Till It Feels Right ist gar nicht weit vom Samtpfoten-Eskapismus-Slowcore der Saxofones entfernt.
Auch wenn Golden State, das Album, das Niveau von Golden State, dem Song, in weiterer Folge nicht unbedingt halten kann (weil viele Stücke um das Quäntchen zu lange dauern oder zu repetitiv ausgelegt sind, auch durch die simple Romantik der Texte ein gewisser Tiefgang ausbleibt) wandert Ledger trotz einiger mäandernder Meter mit einer wunderbaren Freiheit durch die neu erschlossene Welt.
Der Ohrwurm There Goes My Mind schunkelt so unangestrengt gnödelnd weiter nach vorne, wiegt die Dynamik behutsam. Some Misty Morning ist ein ruhiges, wunderbar ausbalanciertes Duett mit Erin Rae, in dessen Hintergrund irgendwann herrlich dreckig eine dezent in Szene gesetzte Wilco’esk rockende Gitarre heult, wie jedes Element der Platte so wohl dosiert. Kudos, Mr. Jennings! Court of Love lässt dagegen eleganter die Hüfte shaken, I’m Not Here plätschert kontemplativ sinnierend vor allem dem Kontext zuträglich und das anachronistische Obviously schwoft verschmust mit Bläsern und Klavier.
Dann endet Golden State allerdings doch auch noch so schön, wie es begonnen hat, indem Where Will I Go aus der intimen Acoustic-Reduktion grazil in cinematographischen Streicher-Harmonien badet und sich wie balsamierender Trost an You Only Live Twice erinnert: Ledger ist auf seinem Zweitwerk vielleicht noch nicht an seinem Zenit, aber mehr als auf dem Debüt ein gutes Stück weit bei sich selbst angekommen.
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