Mark Lanegan & Duke Garwood – Black Pudding

von am 31. Mai 2013 in Album

Mark Lanegan & Duke Garwood – Black Pudding

Der mürrische Kettenraucher Mark Lanegan war noch nie um eine Kooperation verlegen, möge sie auch noch so abstrus erschienen sein. ‚Black Pudding‚ spielt sich hingegen von vornherein in der Komfortzone des 48 jährigen ab: der englische Multinstrumentalist Duke Garwood liefert seinem Tourbuddy mittels karger Bluesgitarrenskizzen von Haus aus ideale Steilvorlagen, um die rauchige Ausnahmestimme Lanegans in eine postapokalytische Westernwelt aufblühen zu lassen.

Garwood hat Lanegan sparsam inszenierte Songs auf den Leib geschrieben. Reduzierte Kleinode, die vordergründig von spröde gezupften, hart angeschlagenen Akustik- und E-Gitarrenmustern angeleitet marginale Ahnungen von Melodien knapp über dem verstaubten Boden entlangschleifen. So verstörend das live schon einmal wirken kann geraten die 12 beklemmenden Soundlandschaften dabei nie, allerdings mindestens so atmosphärisch bekümmernd, wie man sich das im kongenialen Zusammenspiel der beiden Musiker bereits im Vorfeld ausmalen durfte.

Black Pudding‚ lebt als Sondtrack für einsame Stunden weit draußen in einer menschenleeren Prärie. Das verlangt  nach den entsprechenden Momenten und Gelegenheiten, um sich vollends entfalten zu können – Langeweile lassen Garwood und Lanegan als hoffnungslose Barden des Weltuntergangs allerdings auch so nicht Aufkommen: ‚Sphinx‚ findet seinen Blues unter dem Meeresspiegel, ‚Last Rung‚ Halt an einem einsam tröpfelnden Piano und ‚War Memorial‚ Trost bei gespenstisch hauchenden Bläsern: nicht immer artikuliert ‚Black Pudding‚ hoffnungsvolle Wärme so nah an der Oberfläche. In der selben Geisterstadt durchlebt dann das ambiente Kammerspiel ‚Driver‚ klaustrophobischen Ängste, Colin Stetsons wehklagende Soundlanschaften sind nicht fern. In ‚Cold Molly‚ darf der hinkende Funk resignierend gurgeln, das E-Piano nach Fusion verlangen und am Ende sowas wie Freejazz-Moment der Platte stehen – oder die Alptraumversion von Lanegans Arbeiten mit Isobel Campbell.

Derart aus sich heraus gehend ist ‚Black Pudding‚ nur selten, etwa im Drumcomputer getriebenen Psychedelik-Trip ‚Mescalito‚, in dem sich Lanegan seinem Solowerken nähert, eher ‚Methamphetamine Blues‚ gibt als ‚Blues Funeral‚. In diesen Augenblicken bewahren Garwood und Lanegan ‚Black Pudding‚ davor in einen allzu gleichförmigen Trauergesang zu verfallen – auf der anderen Seite wird der melancholische Depressionsfluss der betörenden Album-Elegie auch etwas zu markant aufgebrochen.
Hingegen fügen sich stimmungsvoll auf Garwoods skelettiertes Bluesgitarrenspiel heruntergefahrene Veranda-Niedergeschlagenheiten wie der klammernde sakrale Ttelsong und ‚Manchester Special‚ deutlich nahtloser in den euphorielosen Grabesgesang von ‚Black Pudding‚ ein. Immer aber macht die aufgefahrene Dreiviertelstunde deutlich, dass sich hier zwei Koriphäen gefunden, die schlichtweg zusammengehören. Als tonales Lagerfeuer in der finsteren Nacht bietet sich jedenfalls kaum eine Platte nachdrücklicher an.

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2 KommentareKommentieren

  • Shari - 2. Juni 2013 Antworten

    Mark Lanegan raucht schon ganz lange nicht mehr!

  • Oliver - 3. Juni 2013 Antworten

    Tatsache – da hat sich das Bild des ewigen Kettenrauchers offenbar einfach zu stark über die Jahre hinweg eingebrannt!
    Danke für die Richtigstellung!

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