Duke Garwood – Heavy Love

von am 27. Februar 2015 in Album

Duke Garwood – Heavy Love

Klickt man auf Duke Garwood‘s Website, reihen sich da die Lobeshymnen von Musikerkollegen wie Kurt Vile, Seasick Steve oder Greg Dulli fein säuberlich zitiert auf, während der 46 Jährige Londoner selbst auch mit seinem fünften Studioalbum ‚Heavy Love‚ weitestgehend unter dem Aufmerksamkeitsradar der Massen stattfinden wird.

Was macht Mark Lanegan, wenn er Bock auf spartanisch ausgerichtete, sühnende Singer-Songwriter-Nummern zwischen skelettiertem Americana, Country, Blues und Folk hat – getragen von einer wettergegerbten, rauh vibrierenden Stimme, einem Richtung Endzeit glimmernden Bariton, das direkt an die dunkle Seite der Seele gelehnt seine rauchige Anziehungskraft entfaltet – aber eben nicht seine eigenen Platten dafür bemühen will?
Richtig: er huldigt Duke Garwood, mixt mal eben dessen Soloplatten oder kooperiert gegebenenfalls auch als kongenialer Partner, riskiert als dessen vehementester Fürsprecher bei gemeinsamen Auftritten auch schon mal von Garwood ausgebootet zu werden. Dabei hinkt trotz all der sich klangtechnisch und stimmlichen zwangsläufig aufdrängenden Gemeinsamkeiten vor allem der Vergleich zwischen Lanegans jüngeren, elektronischer orientierten Alben und Garwoods nach wie vor relativ archaischer Gangart. Ist Lanegans Organ doch einerseits doch noch das magischere, Garwood jedoch dezent besser darin seine atmosphärisch dichten Nummern in stärkeres Songwriting zu kleiden. Wobei Songs – und hier mag die Wurzel des überschaubaren Erfolgs Garwood’s Platten zu suchen sein – doch eher ohne knackige Momente auskommenden Stimmungslandschaften meint, in deren hypnotische Sogwirkung man eintauchen und sich verlieren kann.  ‚Heavy Love‚ fühlt sich deswegen auch so an, als hätte der ehemalige Screaming TreesFrontmann die Songs von Josh T. Pearson in die konturfreien Räume von Talk Talk  treiben lassen und dabei in ein handlicheres, weicheres, aber ähnlich verschwommenes Umfeld übertragen.

Die knochige Kälte, die Garwood auf der Bühne in die Welt trägt, ist auf ‚Heavy Love‚ so einer relativen Wärme und Zugänglichkeit gewichen, obgleich unterschwellig stets ein Abgrund zu klaffen droht. Eine unwirkliche Umgebung, die sich gleich von den markerschütternden Streicheleinheiten des Openers ‚Sometimes‚ auf die monumental werden könnende, aber zumeist zärtlich agierende Stimme Garwoods, sowie ein in alle Richtungen offenes Gitarrenschrammen verlässt, das restliches Klangbild sorgsam darum schlichtet und stets um genug Variabilität bemüht ist, um nicht der Gleichförmigkeit zu verfallen. Multiinstrumentalist Garwood ist dabei keinesfalls als brödelnder Einzelgänger unterwegs, sondern durchaus offen für Einflüsse; alleine die Szene-Allzweckwaffe Alain Johannes bringt sich reichhaltig in die Credit-Liste ein: Ambience, Harmonium, Mellotron, Mini Moog,  Hammond-Orgel. Der Sound von ‚Heavy Love‚ orientiert sich deswegen nicht selten am halluzinierenden Desert-Flair – es weht eine psychedelische Aura, eine traumwandelnde Gefährlichkeit und sinnierende Unberechenbarkeit. Dennoch ist ‚Heavy Love‚ ein enorm sparsam inszeniert auftretendes Album geworden, das kein Gramm Fett trägt und seine Facetten sparsam in Szene setzt.

Für ‚Disco Lights‚ tänzeln die Drums leichtfüßig über die Hi-Hat, die kaum greifbaren Gitarren schweben extrem heavy durch den Hintergrund, während Garwood und Gastsängerin Jenny Beth dem ganzen eine trügerische Soul-Note einimpfen – weniger romantisch, als in der Einsamkeit vereint. Der abgedämpfte Beat in ‚Snake Man‚ transportiert dagegen perfekt die fiebrige Unruhe der Platte, Garwood streichelt eine Voodoo-Veranda-Nummer mit fiebriger Mundharmonika.
Dass nicht jeder Moment auf ‚Heavy Love‚ vor der leisen Apokalypse steht, sondern immer wieder sanfter  Optimismus durch die assoziativ ziellosen Texte und vage bleibenden Melodien geistert, führt die augenzwinkernd federnde Free-Jazz-Leichtigkeit von ‚Suppertime in Hell‘ vor, die ganz ungeniert mit Pop-Nuancen flirtet, während ‚Roses‚ dank seiner schwelgenden Harmonika etwas von einem liebestrunken den Vollmond von der Wasseroberfläche aus anschmachtender Seemann hat. Der sich als stimmungsvolles, meisterhaftes Reverb-Geplänkel von ätherischer Intensität ausbreitende Closer ‚Hawaiian Death Song‚ unterstreicht dann, dass ‚Heavy Love‚ zu gleichen Teilen bedrückend niedergeschlagen anmuten kann, dabei jedoch eine entrückte, wunderschöne Trance-Eleganz  mit abstrakter Tiefenwirkung evoziert. Garwood hat eben nicht nur einen verletzlichen Kern, sondern eine naturalistische, beinahe schamanenhafte Schale darüber, die gar nicht so hart und grantig zu knacken ist.

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