Maruja – Knocknarea
Der Missing Link zwischen Ashenspire und Black Country, New Road? Maruja versammeln auf der EP Knocknarea zur Urteilsbildung jedenfalls ihre seit 2022 veröffentlichten drei Singles Blind Spot, The Tinker sowie Thunder, und ergänzen diese durch das neue Stück Kakistocrazy.
Tao und Rage fehlen dieser Songsammmlung also. Doch das passt schon so, immerhin unterscheiden sich diese beiden ersten Nummern der Band nach ihrem von prominenter Hand unterstützten Reboot ja nicht nur ästhetisch vom späteren Weg, den Harry Andrew Stanley Wilkinson (vocals, guitar), Joseph Alfred Carroll (alto saxophone, vocals), Matthew John Buonaccorsi (bass) und Jacob Patrick Hayes (drums) nunmehr verfolgen.
Und auch wenn die hier eingangs gestellte reißerische Frage durchaus auch zulässige Referenzpunkte für das Material von Knocknarea streift, ist das dann letztendlich eben doch auch ein Weg, der einen ziemlich eigenständigen Charakter im assoziativen Eklektizismus freigegeben hat. Die Gruppe aus Manchester spreizt sich wie selbstverständlich zwischen den Post-Manierismen der -Punk, -Art, -Hardcore und -Rock-Grenzen, legt eine avantgardistische Math-Theatralik ohne prätentiöse Verrenkungen an den Tag. Im vollen, satten Sound der kräftig grundierenden Rhythmussektion wird das Gebläse oft zum Leithammel, derweil die Gitarren den Hintergrund verzieren und der mal rezitierende, mal aufbrausende Gesang gestikuliert. Maruja legen animalische Energien mit akibischer Durchdachtheit frei, klingen roh und rund und archaisch, dabei jedoch so geschliffen fokussiert, um gefinkelt strukturiertes Songwriting aus dem instinktiven Jam in fast progressive Konturen herauszuschälen.
Thunder baut Spannungen fiebrig auf und bricht dann hibbelig aus dem flimmerndem Drone Metal so jazzig-hyperventilierend über den Saxofon-Wellengang in die Brandung skandierend rufend aus, biegt in ein kontemplatives Schwelgen ab, als würden Deathcrash sich im eruptiven Wah-Wah-Wahn treiben lassen, und findet ein Mantra für eine Band, die ihr eigenes potentielles Ende bereits überlebt hat: „When it seems all but hopeless Let vision stay focused„.
Blind Spot heult die Melodien ähnlich geartet näher zum Mond-Panorama, schärft die Dynamik geduldig knackiger, um der Katharsis immer flehender drangsalierend eine freie Räumlichkeit zu bieten. The Tinker geht dagegen als Instrumental weich und smooth von sanfter Eleganz in sich, launig und bittersüß, zeigt ein makellos fließendes Saxophon-Spiel und wirkt komplett aus der Zeit gefallen, wenn cinematographisch durch das periphere Sichtfeld wehende Streicher-Ahnungen sich vom uneiligen Verlauf in harmonische Gefilde über dunklen Abgründen begleiten lassen – nur um den Klimax doch gegen das verträumte Entschwinden einzutauschen. Ein bisschen wie das Yang zum Black Midi‚esken Ying?
Das relativ neue Kakistocracy ist ritualistischer beschwörend angelegt, fast manischer – scheppert, poltert und türmt sich auf, bis die Band durchatmet und im ganzheitlichen Kontext der EP Knocknarea ein bisschen in der Luft hängend entlässt. Aber keine Sorge: Mit Zeitgeist steht schon ein nächster Song in Startlöchern… der den langsam aufkochenden Hype um die nächste Windmill-Sensation in all dem hier oft schon abgerufenen Potential ja womöglich auch endgültig zum überkochen bringen wird?
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