Mutual Benefit – Love’s Crushing Diamond
Der New Yorker Songschreiber Jordan Lee zeigt auf seinem offiziellen Debütalbum im kompakter EP-Länge dass er die richtigen Vorbilder sowie ein Näschen für melancholische Stimmungen hat, diese allerdings ohne erkennbare eigene Handschrift nicht in aufsehenerregende Songs formen kann.
‚Love’s Crushing Diamond‚ plätschert gefühltermaßen schneller vorüber als man vom einen Ende des Rahmens (‚Strong River‚) zum anderen (‚Strong Swimmer‚) lesen mag: gerade einmal 32 Minuten dauert die ambitionierte Visitenkarte von Jordan Lee. Vor allem dann wenig Spielzeit, wenn man bedenkt, dass der Mann zwischen 2009 und 2011 immerhin sechs Onlineveröffentlichungen zu verbuchen hatte – grundsätzlich jedoch eine angenehm kompakte Spielzeit…die in diesem Fall jedoch nicht ausreicht um markante Duftnoten setzen zu können, dafür allerdings ein wenig den Faktor kaschiert, dass sich der verinnerlicht schwelgende Indie-Folk des New Yorkers zu gerne und vor allem zu deutlich an seinen musikalischen Leitbildern anlehnt.
Mutual Benefits haben die abgedunkelte, verhuschte Melancholie von The Antlers inhaliert, wiegen deren Schwere jedoch mit verhalten jubilierenden Fleet Foxes-Bögen auf. Die Verletzlichkeit von Ben Gibbard findet dabei im Gesang ebenso seinen Platz wie die Sufjan Steven’sche Leidenschaft für reichhaltige Instrumentierungen und elegante Arrangements (hier auch sehr gerne mit orientalischen Flair!). Trotz Banjo, Violinen, vereinzelten Postrockgitarren, phasenweise dualgeschlechtlichen Gesang und immer wieder im Unerholz schlummernder Minimaleleltronik aus dem Synthie (natürlich) weitaus zurückgenommener inszeniert – Andrew Bird, Papa M oder Perfumed Genius geschult vielleicht?
Man merkt es wohl bereits bei diesem ins Rennen geworfenen Bruchteil der auftretenden Referenzen: so ganz daneben gehen konnte es eigentlich von Haus aus nicht, wenn Lee unter seinem Alias Mutual Benefit die Seele in grundmelancholischen Selbstzweifeln baden lässt („There’s always love / Even when you think there’s none to give„), mit wackerem Herzen über unerwiderte Liebe („The way she moves / Always on her own / And to look into her eyes / Will make a fool of anyone„) und die Last des Lebens an sich sinniert, oder einfach nur mit lieblichen Wohlklang streichelt um dem drohenden Selbstmitleid zu entgehen („I clear my mind of joy and sorrow / River doesn’t know tomorrow / The river only knows to carry on„).
Aber ‚Love’s Crushing Diamond‚ erreicht eben auch niemals die Klasse seiner fein zitierten Säulenheiligen – zu harmlos und nett schlängeln sich die 7 Songs durch die Gehörgänge ohne einen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu können. ‚Love’s Crushing Diamond‚ fehlt es an einer eigenen Duftmarke, mehr aber noch an wirklich herausragenden Songs, an überragenden Momenten die mehr sind als zelebrierte Einfühlsamkeit und Souveränität. Alles hier gefällt, durch die Bank, legt angenehm tröstend die Hand auf die Schultern seiner Hörer – allerdings zu keinem Zeitpunkt wahrlich ergreifend, wahrhaftig berührend. Sicher: Lee weiß was er tut und wie es wärmend zu klingen hat. Das genügt zwar nicht um direkt am offenen Heren zu berühren, aber vorerst zumindest spielend, um ein kleines bisschen leise lächelnden, immer willkommenen Optimismus an das Ende eines langen Tages zaubern zu können.
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