A Perfect Circle – Stone And Echo: Live at Red Rocks

von am 9. Dezember 2013 in Livealbum

A Perfect Circle – Stone And Echo: Live at Red Rocks

Vor frühestens 2015 ist laut Billy Howerdel kaum mit einem neuen A Perfect Circle-Album zu rechnen – die Motoren starten also nur langsam wieder aus dem Winterschlaf. Dabei ist Vorfreude auf das vierte Studiowerk der Band aktuell wohl größer als irgendwann sonst in den letzten 10 Jahren.

Woran das unnötige Kommerzpaket ‚Three Sixty‚ trotz ‚By and Down‚ kaum Anteil hat, das reichhaltige ‚Stone And Echo: Live at Red Rocks‚ dafür umso mehr. Natürlich findet sich in der Veröffentlichungssuppe das eine oder andere Haar. ‚Stone And Echo‚ erscheint physisch etwa nur in streng limitierter Auflage von 2500 Stück, vollgepackt mit dem Querschnitt aus begehrenswerten Beigaben (‚Trifecta‚!) und nutzlosem Plunder (ein Plektrum). Das alles zu einem Preis von 150 Dollar der für das Gebotene wahlweise vertretbar ist – und die meisten Sammler nach dem raschen Ausverkauf der Box offensichtlich auch nicht abgeschreckt hat. Dass man sich (u.a.) als Europäer aber auch in diesem Fall wieder mit absurd hohen Versandkosten konfrontiert sah, welche den Erwerb von ‚Stone and Echo‚ ins Reich der Utopie verdrängten, gesellt sich nur zu passend in die äußerst rar gesäte Europa-(Live-)Präsenz der Band. Eine digitale Veröffentlichung (samt freigiebigen Stream) ist da freilich besser als nichts, aber warum keine reguläre Veröffentlichung auf Tonträgerformat ohne all den „Specials“? Zumal das leidlich notwendige ‚Three Sixty‚ ja nicht nur in einfacher, sondern auch im doppelter Ausführung erschienen ist.

Und dann wäre da natürlich auch noch das alte Kreuz mit der Dualität aus Trackliste und Fanerwartung: die Aufnahmen vom 2.August 2011 beherbergen einen überraschend hohen Anteil an den wenig geliebten Coversongs von ‚eMotive‚ – folgen damit aber weitestgehend der gängigen Setlist der Livekonzerte. Dennoch ein leidlich erfreulicher Schachzug, selbst wenn man A Perfect Circle ja alleine aufgrund ‚The Nurse Who Loved Me‚ nicht von vornherein jegliches Talent absprechen sollte was Fremdkompositionen angeht. Bei ‚Imagine‚ (mit dramatischen Streichern und voller Gitarrenbreitseite) oder dem reduzierten ‚The Fiddle and the Drum‚ gelingt es live zudem tatsächlich den mal mehr, mal weniger originalgetreuen Songs mehr Seele einhauchen als bei den Studioaufnahmen. Aber trotzdem: wo sind ‚Magdalena‚, ‚Judith‚ (okay, nachvollziehbar wenn Maynard den Songs nicht mehr aufführen möchte), ‚Gravity‚ (auf ‚Three Sixty‚!) oder ‚3 Libras‚ in der ‚Mer De Noms‚-Version (die man bevorzugen darf, obwohl das psychedelische dem Song natürlich trotzdem gut steht)? Es hier jedem Hörer recht zu machen ist natürlich ein Ding der Unmöglichkeit – das Gefühl von verschenktem Potential bleibt trotzdem und ungeachtet der Tatsache, dass die Band knapp zwei Drittel ihres urheberunabhängigen Schaffens auffährt im Hinterkopf – bei einem A Perfect Circle Konzert knapp die Hälfte der Dauer mit Fremdkompositionen unterhalten zu werden ist eher suboptimal.

Auch, weil man dem (nicht nur für eine Liveaufnahme) wunderbar texturierten, kraftvollen und dichten Sound seine detaillierte Aufarbeitung durchwegs anhört, was Songs wie ‚Blue‚, ‚The Noose‚ oder ‚The Hollow‚ (mit toller Leadgitarre!) noch einmal in neuem Glanz strahlen lässt. Der Grower ‚By and Down‚ ist natürlich auch vertreten, kann wie alles hier den Vergleich zu den Studioaufnahmen standhalten.
Das Zusammenspiel der neu zusammengewürfelten Band (Jeff Friedl ersetzt Josh Freese an den Drums, Matt McJunkins Paz Lenchantin am Bass) sitzt nämlich perfekt, von Maynards angeblichen stimmlichen Schwächen ist nichts zu merken, und bei den wenigen Ansagen zwischen den Songs (etwa ‚Passive‚ als Schlusspunkt vor der potentiellen Zugabe) darf Maynard gar amüsant seinen gefürchteten Humor vorführen; das Publikum freuts hörbar zwischen den Schichten des immer noch so umwerfend begeisternden Alternative Rock um Keenan, Howerdel und Co. Und die Wartezeit bis 2015 durchstehen zu können dürfte trotz kleineren Schönheitsfehler nach dieser knappen eindreiviertel Stunde energiegeladener Gedächtnisauffrischung eine harte Angelegenheit werden.

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