Placebo – B3

von am 4. November 2012 in EP

Placebo – B3

Der von Brian Molko angekündigte Überraschungsmoment findet auf der Interims-EP ‚B3‚ nicht statt, dafür aber – was letztendlich vielleicht sogar noch besser ist – die Leistungssteigerung zum mediokren ‚Battle for the Sun‚.

Für das Erstarken der auch bald ins zwanzigste Bandjahr gehenden Londoner Institution (kann man mittlerweile wohl guten Gewissens so nennen) spricht in gewisser Weise schon allein schon die Tatsache, dass der schwächste Song hier eine Fremdkomposition ist: ‚I Know You Want to Stop‚ stammt im Original von Minxus aus dem Jahr 1995 und verliert in der Placebo-Version seine destruktive Schieflage, wird auch generell zu keiner großen Komposition, dafür aber ein im Sound ausgemisteter, geradlinig nach vorne gehender Skellett-Rocker, der irgendwo doch noch Platz für seine Synthieeffekte findet. Diese bzw. die generelle Elektronikvorliebe der Band sind ja nicht erst seit dem grandiosen ‚Sleeping With Ghosts‚ die größte Trumpfhand von Placebo. Insofern sollte es nicht verwundern, dass das über kargen Beats schiebende ‚The Extra‚ mit seiner Akustikgitarre, seinem Mollpiano, dem zärtlich perlenden Refrain mit dem wie eh und je schmachtenden Dramaking Molko samt seinem selbstzerstörerischen Text zu den Highlights hier zählt.

Darum herum haben Placebo mit dem von furztrockenen Basslinien und spacigen Effekten verfolgten Titelsong einen astrein funktionierenden, souverän heruntergespielten Hit für das kommende Studioalbum preisgegeben, dazu mit dem undurchsichtig auf Nummer Sicher gehenden Rocker ‚I.K.W.Y.L.‚ den bisher größen U2-Moment der Band in petto, der zügig an Fahrt aufnimmt und seine Identität schlußendlich durch ein makelloses heulendes The Edge-Solo untermauert. Ausgerechnet ‚Time is Money‚ nimmt sich dann als intensive, pianogestützte Ballade mit knapp sieben Minuten mehr Zeit als jeder Placebo-Song zuvor, nützt diese aber auch geschickt, verselbstständigt sich in seiner Dynamik, wirkt gleichzeitig getragen und drängend und hat trotz aller Zuspitzung letztendlich keine Lust auf die finale Bombast-Explosion. Was den Endspurt auch zum Höhepunkt macht. Dass ‚B3‚ absolut nicht „anders als alles, was Placebo bislang gemacht haben“ (O-Ton Molko) klingt, ist da nicht weiter tragisch. Dass kaum ein Moment hier mit der Klasse der Darbietungen bis einschließlich ‚Meds‚ (eigentlich auch schon wieder sechs Jahre her!) aufnehmen kann ebenso wenig. Besser als nahezu alles auf ‚Battle for the Sun‚ sind die 24 Minuten trotzdem – locker. Und wenn tatsächlich nur Ausschussware vom kommenden Album, darf die Vorfreude auf dieses ja wieder vorhanden sein.

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