Radian – Distorted Rooms

von am 8. Dezember 2023 in Album

Radian – Distorted Rooms

Sieben Jahre nach One Dark Silent Off treten Radian auf Distorted Rooms mit einer verspielten Nonchalance den Beweis an, dass man sich immer noch mühelos in der Elite-Liga experimenteller Klangkunst bewegt.

Im regelrecht karg gehaltenen Spektrum der augenscheinlichen Improvisation ist es jedenfalls alleine schon klasse, wie das überragende Herzstück Skyskryp12 (nach dem eiligen Cicada und vor dem mit purem Minimalismus packende Spannung und Suspense erzeugenden Stak) exemplarisch scheinbar willkürlich herumliegende Geräusche zu einer traumhaften Trance sammelt, das Chaos in Struktur gewandelt wird, während der Abstraktion auf Albumlänge mittels eines durchgängig meisterhaften Schlagzeugspiels als rotem Faden der Erzählkunst eine stringente Form verliehen wird: die hypnotische Atmosphäre folgt mit meditativer Selbstverständlichkeit reduzierten Grooves, die sich aus entrückten Jazz-Ahnungen, entrückten Electroacoustic-Krautrock oder mechanischer Avantgarde speisen.
Die kryptische, mysteriöse Stimmung ist dabei nicht nur interessant, sondern wirklich fesselnd, faszinierend und für jede Geduld entlohnend. Schade nur (und die Aufrundung in der Punktewertung kostend), dass das von Martin Brandlmayr (drums, electronics), John Norman (bass) und Martin Siewert (guitars, electronics) praktizierte Understatement auf Distorted Rooms (vielleicht ja nur konsequent?) mit nur 38 Minuten zu kurz für einen tatsächlichen Rausch ausgefallen ist, zumal die akribische Bastelei durch S At the Gates auch in einem relativ unterwältigenden Finale aufgelöst wird.

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