Rival Schools – Found

von am 14. April 2013 in Album

Rival Schools – Found

2002: Gitarrist Ian Love verlässt die Post-Hardcore Supergroup Rival Schools in Richtung Cardia, weswegen der Orange 9mm, Helmet und Bush erprobte Chris Traynor für 11 Demosongs vorbeischaut, die schließlich schnell im Internet, aber nie offiziell auf Platte landen. Knapp zehn Jahre, eine Reunion und einen neuerlichen Ausstieg von Love später könnte all dies nicht aktueller sein: das dritte Rival Schools-Album ist eigentlich ihr verloren gegangenes zweites.

Nachdem Rival Schools mit ‚Pedals‚ 2011 zwar ein zweites Album in der vierköpfigen Originalbesetzung zustande gebracht haben, es mit Ian Love aber wieder nicht auf lange Sicht geklappt hat versuchen sich die inzwischen zum Trio geschrumpften Szene-Ikonen Walter Schreifels, Cache Tolman und Sam Siegler abseits der Bühne erst eienmal an der nötigen Vvergangenheitsbewältigung. Was auf Plattformen wie Soulseek in Form von Demos und B-Seiten jahrelang als das mysteriöse „2nd Album“ von Rival Schools durchs Netz geisterte bekommt nun endlich seinen verdienten Platz im Rampenlicht. Neu gemastert und mit schickem Schnappschuß von  Traynors Appartment-Proberaum versehen lassen die Amerikaner 37 Minuten aus der bandeigenen Schatzkiste purzeln, die ohne Vorkenntnisse nahezu keine Rückschlüsse auf ihr Entstehungsdatum zulassen, weil Rival Schools eben immer schon zeitlos in der Kerbe von Post-Hardcore, Alternative Rock und Emo gearbeitet haben.

Chronisten werden auf ‚Found‚ dann aber doch ein paar Wurzeln von ‚Pedals‚ vorfinden können. In erster Linie natürlich bei ‚Big Waves‚, welches vor zwei Jahren in gekürzter, aber auch druckvollereren Form (das massive Schlagzeugintro der letztendlichen Version ist in der hier vertretenen Ur-Form atmosphärisches Gitarrengeplänkel, Love’s kurzes Gitarrensolo natürlich nicht vorhanden, dafür aber ein ausufenderer Bridge-Teil) einen der vielen kleinen Hits auf dem offiziellen zweiten Rival Schools-Album darstellen durfte. ‚Sofia Loren‚ ist ‚Shot After Shot‚ in der knappen Punkrock-Version, die restlichen Songs zumindest so glasklar Rival Schools und damit unumständliche, typische Schreifels-Großartigkeit, wie man sich das als Fan nur wünschen konnte.

Dreamlife Avenger‚ sperrt sich entlang knackiger Riffs mit markigen Fuzz-Gitarren nahe der ersten Mother Tongue-Platte und Tom Morello, ‚Reaching Out‚ deutet mit abgeklemmt hastender Gitarrenlinie und ausladendem Chorus massig ungeschliffenes Hitpotential an. Der leichtfüßige Rock von ‚Paranoid Detectives‚ verdeutlicht einmal mehr den hier stets so prägnanten Einfluss von dem klar am US-Alternative Rock geschulten Traynor, ‚On The Fray‚ wäre den Foo Fighters wohl weggeschlafen. Walter Schreifels klingt mit seiner markant rauen Sympathenstimme nicht nur im zurückgenommenen ‚Tell It All to Me‚ nicht anders als auf ‚United by Fate‚, ‚Pedals‚ oder all seinen anderen Projekten, das gelungene Buzzcocks-Cover ‚Why Can’t I Touch It‚ ist hinten raus die gelungene Draufgabe.

Dass ‚Found‚ nicht mit den beiden „Vorgängern“ mithalten kann – aber ja eigentlich auch nicht muss – darf dabei zum jetzigen Zeitpunkt freilich noch nichts heißen. Ist aus dem anfangs zwangsläufig leicht enttäuschenden ‚Pedals‚ über den Umweg einer soliden Nachfolgerplatte doch mittlerweile ein immer wieder gerne gehörter Reigen voller potentieller Lieblingssongs geworden, das auf den Erstkontakt schon tolle ‚United by Fate‚ längstens ein unsterblicher kleiner Genre-Klassiker für die Ewigkeit. Soll heißen: Rival Schools-Alben entfalten sich gewohnheitsmäßig erst über die Jahre hinweg in all ihrer Pracht. Wohin ‚Found‚ also wachsen wird muss die Zeit zeigen. Im Hier und Jetzt bleiben Rival Schools mit ihrer „Ausschussware“ aber bereits spielend in der Gruppe der Klassenbesten. Wer es dennoch nicht mehr aushält bis die Herren Schreifels, Tolman und Siegler tatsächlich neues Material unter das ausgehungerte Fanvolk werfen, der darf sich außerdem ja mit den Wiederbelebungen der Gorilla Biscuits, Quicksand oder dem in den Startlöchern stehenden zweiten Schreifels-Soloalbum als Ersatzdroge versorgen. Nicht die schlechtesten Alternativen.

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