夢遊病者 – Noč Na Krayu Sveta

by on 15. August 2021 in Album

夢遊病者 – Noč Na Krayu Sveta

夢遊病者 (alias Sleepwalker) entlassen ihren eigenwilligen Hybrid aus Jazz, Black Metal und Ambient auch auf Noč Na Krayu Sveta (alias Night at the Edge of the World) in ein collagenartiges Jam-Gewächshaus.

As with much of the 夢遊病者 catalog, the root entity of inspiration for this release was a person, which then expanded out into the idea of how this person exists in the Sleepwalker universe and interacts with the world old and new. Are they open, kind, selfless, self-sacrificing and good natured—or are they cold, self-protective, brutish and menacing?“ fragt das Russisch/Japanisch/Amerikanische Trio, bleibt dabei aber einmal mehr Antworten schuldig, indem ihr halluzinogenes Avantgarde-Stil-Gemisch sich dem imaginativen Mysterium verschreibt.
Im weitesten Sinne zumindest ansatzweise dort, wo The Ruins of Beverast unter der Anleitung von Sumac und Keiji Haino ein Jazz-Album mit dem Kilimanjaro Darkjazz Ensemble hätten können – mehr oder (eher) minder, man muss händeringend nach Referenzen suchen.
Nicht, weil die einzelnen Elemente der Band so originär wären, sondern weil die Zusammensetzung der Ingredienzien ein absolut eigenwilliges Amalgam ergeben, das am Ende von zu kurzen 2×14 Minuten vielleicht ohne das Gefühl einer Katharsis entlassen haben wird, den erschöpfenden Abschlusses ohne das Erreichen eines spannungstechnischen Zieles verweigert – doch gerade dieses ausschnitthafte Wesen einer ineinander verschmelzenden Synergie passt dann doch irgendwo ideal zu Noč Na Krayu Sveta als Teilstück einer in der Heterogenität homogenisierten Diskografie.

PBV (guitars / bouzouki / quray / vocals / effects / field recording), NN (fretted & fretless basses / moog / organ) und KJM (drums / percussion / objects) verbinden in Boundless Love / Resilience und Redemption / Retaliation kaleidoskopartig apokalyptische Field Recordings aus der abstrakten Hölle, ritualistische jazzige Rhythmus und bis in den Orient schweifende Bläser zu einem andersweltartigen Fiebertraum, immer seltsam entrückt, manchmal entschleunigt, manchmal mit Blastbeats tackernd.
Verquer, strukturoffen und formfrei sind das verführerisch betörende, einlullende Kakophonie, die Riffs und Grooves mit atonalen Tendenzen streifen, surreal und imaginativ eine zutiefst faszinierende Atmosphäre in Trance schaffen. Im schamanistischen Drone kann einem da dennoch eine Hair Metal-Solo begegnen, während Saxofonschwaden auf der Percussion reiten, assoziativen Ambient anbieten oder verschwommene Psychedelik aus der Lounge heraus an die 70er erinnert, heroische Sound-Kulissen vor der immer wieder aufbrechenenden Hässlichkeit exerzieren, Post Rock und Post Metal und Post Alles nahtlos assimiliert werden.
Noč Na Krayu Sveta funktioniert als disharmonische Harmonie in einem grandios aufeinander angestimmten Fluss, der auch dadurch besticht, wie die natürlichste Sache der Welt verwoben zu sein. Eine Odyssee, die abholt und transzendental in den Kaninchenbau schickt, ein bisschen eben als Episodenroman mit offenem Ende. Oder eher: Keiner Definition davon, weil hier alles auch als neuer Ausgangspunkt dient.

Print article

Leave a Reply

Please complete required fields