Slipknot – Bone Church
Bricht der Metal-Zirkus Slipknot womöglich tatsächlich zu neuen Ufern auf? Zumindest geht Bone Church weiter, als dies nur zu suggerieren – auch wenn der Single ohne Kontext schlußendlich die letzte Konsequenz fehlt.
The End, So Far hat mit seiner Klammer aus Adderall und Finale einmal mehr – und wohl deutlicher denn je – die Frage aufgeworfen, wie gut die Band aus Iowa mittlerweile sein könnte, wenn sie nicht vor allem die Marke Slipknot repräsentieren und bedienen müsste.
Obgleich das siebente (und letzte via Roadrunner veröffentlichte) Studioalbum des Neuners dieser Frage in letzter Konsequenz nicht näher nachgingt – und diese Aufgabe fürs erste nun gewissermaßen der auf sich alleine gestellten (und damit weniger Risiken eingehenden) Single Bone Church überlässt – könnte sich The End, So Far ja doch gewissermaßen als Beginn einer Zäsur herausstellen, gehen die neuen fünfeinhalb Minuten doch die puristenunfreundlicheren Wege der 2022er-Platte weiter.
Und das, obwohl die Wurzeln der Nummer deutlich weiter zurückreichen: „On the road, we have a “jam room” set up backstage at every show, where we play, practice, warm up and sometimes try out new ideas. Bone Church started life in a jam room on the .5: The Gray Chapter tour. We’ve been bringing it closer and closer to life ever since, and finally, here it is. This one is for the fans – a further vision deeper into Slipknot’s history, which is still being written. Enjoy.“ erklärt Clown Shawn Crahan – wiewohl wahrscheinlich wissend, dass der konservative Kern der Fanbase damit durchaus Probleme haben könnte.
Hinter einem etwas zusammenhanglos eröffnenden und bald spurlos verschwindenden Akkordeon-Intro am Doors-Kirmes agiert die Band ihren Metal nämlich regelrecht atmosphärisch und bluesig zum Pink Floyd‘schen Space perlen lassend über einen schnepfenden, extrem markant rollenden Snare-Downbeat, melancholisch und düster. Sedativ und elegisch, aber auch brodelnd angespannt drangsaliered ist das eine Art entschleunigter Tribal mit elektronischer Präzision und shanty-artig schunkelnder Melodie. Ruhig, reif und abgeklärt entwickelt sich das stimmungsvolle Szenario jedoch aus kompositorischer Sicht genau genommen nirgendwohin und explodiert trotz idealer Vorarbeit demonstrativ nicht, sondern streift als Cockblocker am steten Ausbruch vorbei.
Soll heißen: dieser tolle Spannungsbogen ist für eine nicht entlohnende, weil ohne Klimax zu abrupt verschwindenden Single ein wenig verschwendet – wäre aber (etwa als Albumopener) in einem der Komfortzone ansagendem weiterführenden Kontext ein verdammt vielversprechender Ausgangspunkt. Sich in dieser Hinsicht wertungstechnisch deswegen einen Punkt dazuzudenken, ginge insofern auch klar.
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