The Body – The Crying Out of Things

Nur wenige Monate nach Orchards of a Futile Heaven lassen sich The Body von einem „instinktiven Maximalismus“ als Triebfeder für The Crying Out of Things leiten. Mehr noch: „We’re trying to cover it all“ versprechen Chip King und Lee Buford.
Sie meinen damit gewissermaßen, dass sie das nominell erste The Body-“Solo”-Album seit I’ve Seen All I Need to See von 2021 als Verdauungstrakt all der bisherigen Platten ihrer Band ansehen.
aber arbeiten die beiden Pragmatiker auch diesmal nicht auf sich alleine gestellt – auf der Gästeliste steht neben Vocalist Ben Eberle, Blasmusiker Dan Blacksburg auch wieder Felicia Chen. Doch kochen The Body für The Crying Out of Things tatsächlich mit einer auf ihren Kern konzentriertern Attitüde Elemente aus ihrem bisherigen Kanon ein, um diesen Ingredienzien eine neue Rezeptur für ihren Patent-Sound beizubringen.
Sinnbildlich dafür steht gleich der Opener Last Things. Ein Song, der auf der EP A Home on Earth 2018 noch eine dreckige Sludge-Walze war, nun aber von einer martialisch polternden, ritualistisch pulsierenden Rhythmik vor einem beklemmend rezitierenden Backdrop in Trance geleitet wird, wie verseuchte Swans gegen die Hysterie anruft und einen weitaus definierteren Sound nutzt, bis irgendwann eine Trompete in das Geschehen heult und das zuletzt wieder stärker erwachten Interesse der Band an Melodie-Annäherungen entgegenkommt.
Überhaupt sorgen die Bläserbeiträge von Blacksburg für einige der besten Szenen der Platte. In Careless and Worn beispielsweise, das auslaugend im Boris’esken Albtraum-Drone fräst, vermitteln sie mit Triumphgefühl eine Haltung, die röchelnde Hymnen für böse Nationen brauchen. Und bei A Premonition begleiten sie dagegen eine elektrisch gedrosselte Lauerstellung mit „Way!“-Hype-Modus zum sedativ scheppernden Club samt tanzendem Breakbeat.
Eine Soundfacette jedenfalls, die hervorragend zum Charakter der Band passt und definitiv kein Gimmick.
Wie das mit hiphop-artig springenden Downbeat-Bällen hantierende Removal in der Distortion einer Pharmakon-Kanalisation entspannt einem hässlichen Groove entgegenblickt, The Citadel Unconquered beinahe kontemplative sinniert oder das mühselig schreitende End of Line mit dramatisch beschwörenden Texturen als düsterer Marsch fesselt, ist das insofern vertraut und dennoch reizvoll, interessant, neu. Als hätte das Duo den Score zum The Body-Horror-Biopic einer alternativen Realität konzipiert.
Alleine schon wie The Building als Nachhall von Orchards of a Futile Heaven schiebende Überlappungen halluziniert, um am Ende für wenige Sekunden die ganz kurze Ahnung aufblitzen zu lassen, dass The Body und This Fig auch die raue Schönheit des R&B hätten einfangen könnten.
Während man auf derartige Vertraulichkeiten aber höchstens andeutungsweise Lust hat, stimmt es auch, dass man The Body so punkig stampfend wie in der vom Feedback zerfressenen Beat-Fratze Less Meaning wohl noch nie gehört hat, und das dunkel-doomige All Worries eine Art gregorianischer Chorgesang regelrecht angenehm in den Hintergrund eines mystisch-dramatischen Soundtracks kehrt, versöhnlich und rund auch damit neue Fronten auftut.
Entgegen der vollmundigen Ankündigungen ist das extrem kurzweilig ineinander fließende The Crying Out of Things damit eher wie ein Kaleidoskop aus Teasern angelegt, nicht wie der erschlagende Blockbuster mit maximaler Reichweite. Ein Umstand, der jedoch weniger Kritik sein soll, als dass er die Frage offen lässt, welches ihrer beiden Alben in diesem Jahrgang denn nun das beeindruckendere von King und Buford ist.
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