Touché Amoré / The Casket Lottery – Split

von am 11. Oktober 2012 in EP

Touché Amoré / The Casket Lottery – Split

Je eine eigene Neukomposition sowie eine mal mehr, mal weniger naheliegende Fremdinterpretation genügen Touchè Amore und The Casket Lottery um Fanherzen höher schlagen zu lassen – welche dann auch die einzigen wirklichen Gewinner auf dieser fulminanten Split-Geschichte sind.

Der Punkt für die bessere Eigenkomposition geht dabei knapp aber doch an Touchè Amorè. ‚Whale Belly‚ ist in seinen 119 Sekunden die konsequente Fortsetzung des letztjährigen Meisterwerks Parting The Sea Between Brightness And Me‚, rumpelt in bester Hardcoremanier emotional bis zu bretternden Blastbeats, Jeremy Bolm schüttet dazu sein Herz in schonungsloser Hochform aus: Touchè Amorè bedienen hier jede der vielen Tugenden, für die man an die Band aus Los Angeles lieben muss.
Als Zugabe gibt es die Adaption des vielleicht besten Replacements Songs überhaupt: ‚Unsatisfied‚ gelingt den langjährigen Verehrern der vor kurzem wieder zu den Fahnen rufenden Legende um Paul Westerberg dabei mitreißend und energisch die Melodie bedienend, eben genau so, als würden Touchè Amorè einen Replacements Song covern. Was grundsätzlich schon fantastisch ist – ein neues Studioalbum von Bolm und Co. kann also nicht früh genug nachgeschoben werden.

Der Punkt für die bessere Adaption geht hingegen trotzdem klar an die zurückgekehrten Veteranen von The Casket Lottery – was dann eigentlich ohnedies schon alles über die aufgefahrene Qualität sagt. Die neuen Labelkollegen von La Dispute und Anhang haben sich das makellos leuchtende ‚Myth‚ einverleibt, aus dem melancholisch-ätherischen Popmärchen ein melancholisch-knackiges Poprockmärchen gemacht, ungefähr so fantastisch, wie Band of Horses das mittlerweile selbst in ihren kühnsten Träumen nicht mehr hinbekommen würden.
White Lies‚ ist davor ein klassischer The Casket Lottery-Song, der genau so klingt wie Sparta sich anhören würden, wenn sie anstelle aus der At the Drive-In Konkursmasse noch vor der Jahrtausendwende aus Jimmy Eat World hervorgegangen wären. Eine kleine, aber umso feinere Emo-Alternative-Rocknummer mit Tendenz zur Hymne. Und daher Jim Adkins und Co. einen derart unkompliziert ehrlichen Hit – ausgehend von der Formkurve in jüngsten Vergangenheit – sobald aber wohl ohnedies nicht mehr zustande bringen werden, ist das nicht nur an sich eine unkompliziert süchtig machende Sache.

Zusätzlich haben The Casket Lottery auch das Überraschungsmoment auf ihrer Seite: Wo man bei Touchè Amorè von nichts anderem als Perfektion mehr ausgeht, überrascht die Spritzigkeit, mit der The Casket Lottery plötzlich wieder, nach mittlerweile auch schon knapp zehn Jahren ohne Album, auf der Bühne auftauchen. Umso mehr wächst natürlich die Vorfreude auf das noch für dieses Jahr angekündigte Comeback Album ‚No Fear‚ via No Sleep Records. Und insgeheim sind die drei aus Kansas City damit wohl doch so etwas wie die heimlichen Favoriten einer Splitsingle, die in ihren knapp dreizehn Minuten nichts besser machen könnte, nur der Wunsch nach „mehr“ geradezu boshaft als Affe im Rücken sitzt.

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