Twin Peaks – Side A

von am 20. Juli 2020 in EP

Twin Peaks – Side A

Bereits das rundum gelungene Twin Peaks-Studioalbum hätte sich im vergangenen Jahr an dieser Stelle durchaus ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Rückwirkend bekommt Lockout Low diese allerdings noch, weil die nachgeschobene EP Side A mindestens ebenso gelungen ist.

Eigentlich wollte das Quintett aus Chicago 2020 ohnedies die Arbeiten an seinem fünften Langspieler angehen, doch Pandemie-bedingt wurde nichts aus den entsprechenden Studiobesuchen – stattdessen wurden gerade die Vocals der stattdessen aus dem vorhandenen Material konzipierten EP im Heimstudio eingespielt. Dazu gesellen sich OHMME, V.V. Lightbody, Lala Lala und Tom Reeder auf die herbeigeschaltene Gästeliste, und sorgen mit dafür, dass die variable Side A in jedem der vier Songs andere Facetten des Twin Peak‘schen Indierock bedienen kann.
What’s The Matter zeigt sich etwa gleichzeitig zurückgelehnt, ist aber an sich feiernde gute Laune mit lockerer Percussion, feinen Harmonie und folkig-sonnigen, flötierenden Arrangements, so unagestrengt süß wie unterhaltsam. Das herausragende Whistle In The Wind (End Of Everything) pflegt danach eher die Atmosphäre der Lounge, ist verträumt und souligen, gönnt sich aber auch jazzige Schmusebläser aus der Saxofon-Ecke.

Für Any More Than You Want kanalisiert die Band ihre Liebe zur rockigen Seite von John Lennon und bringt ein kantiges, durchaus kompaktes Midtempo-Stück mit Retro-Flair, das vor allem aufgrund seines Soundcharakters und dominanten Dualität aus sehnsüchtiger E-Gitarre sowie der scheppernden Drums Bestand reklamiert, bevor Above/Below den Rhythmus und Groove in den Vordergrund stellt, um über den Psychedelic Pop der 70er in eine strukturoffen in den Jam neigende Seance abtaucht.
Trotz des hohen Abwechslungsreichtums in der stilistischen Ausrichtung wirkt Side A dabei niemals inkohärent oder unentschlossen, sondern viel eher kurzweilig und spontan – und lässt zudem die Ahnung aufkeimen, dass das kürzere Format dem Material in Form eines zwanglosen Kaleidoskops nur zusätzlich entgegenkommt.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen