Wanda – Ende Nie

Die mittlerweile zum Trio geschrumpfte Band Wanda klassifiziert ihr sechstes Studioalbum Ende Nie als zweites Debüt. Richtiger – und ernüchternder – ist aber, dass es den bestenfalls zweiteschwächsten Langspieler der Wiener bisher darstellt.
Dabei standen die Aussichten zehn Jahre nach Amore durch die Vorabsingle Bei Niemand Anders auf eine aus dem Trennungsschmerz geborene Reifeprüfung: Diese wunderbare Trauer-Ballade mit Talk Talk-Zitat wird als hauseigener Instant-Klassiker zu jenem Kanon an Songs gehören, für die man sich auch in weiter Zukunft noch an die Band erinnern wird. Alleine ihre Existenz hebt die hier folgende abschließende Bewertung des Albums als Gesamtwerk dann übrigens auch zumindest um einen Punkt – mehr noch wirft sie jedoch einen markanten Schatten auf das daran anschließende Ende Nie im Ganzen, denn das einleitende Niveau kann die Platte im Folgenden niemals wieder erreichen.
Am ehesten gelingt dies noch der offenkundigen Großvater-Variation Ich hör dir zu, die das Thema der Vergänglichkeit am Klavier fortsetzt, oder dem assoziativen Closer Niemand was schuldig, der ohne die rundum biedere Produktion von (ausgerechnet!) Sebastian Adam durchaus das Potential gehabt hätte, eine epische Hymne im Fatboy Slim-Fahrwasser des Oasis-Worshippings zu sein. Kann sein, dass die Band selbst diesmal einen sicheren Rahmen für ihre Musik brauchte – spannender wird sie dadurch nicht.
Rund um diese gelungenen Eckpunkte ist Ende Nie jedoch eine Ansammlung relativ austauschbarer Wanda-Standards geworden, von denen zwar grundlegend mehr hängen bleibt, als bei Wanda und Cia!, dies aber eben nicht im bedingungslos positiven Sinne.
Fuck Youtube ist eine Routine-Übung in Sachen Romantik mit popkultureller Schlagwort-Referenz im Baukasten-Refrain als Aufhänger (bei der die dängelnden 90er-Gitarren komplett unter Wert verkauft links liegen gelassen werden, während der rockig gemeinte Ausbruch in seiner zahmen Harmlosigkeit symptomatisch für den absolut unaufregenden Sound des Albums ist), Keine Angst tänzelt zu einer schon oft von Wanda gehörten Gesangslinie schwofend im souveränen Autopilot. Vieles klingt nach Klischee, ist aber zu versiert, um zur Selbstparodie zu verkommen.
Jeder kann es sein zeigt abseits der mutlosen Inszenierung zumindest ein bisschen Biss und die verloren gegangene Gang-Mentalität einer richtigen Band (und dazu wie essentiell Paul Gallister ungeachtet einiger Ermüdungserscheinungen für die Wiener war), derweil Kein Ende Nie solide plätschert und Immer OK eine nette Lounge-Atmosphäre zwischen stacksend und dösend etabliert.
Material, das man formatradiotauchglich fraglos gut nebenbei hören kann – wirklich packend oder gar emotional aufwühlend zündet es allerdings nicht einmal in den kitschigen Momenten.
Verzichten möchte man hingegen grundlegend auf so einige Momente, in denen die Band einfach seicht und banal klingt, auch aufgesetzter und anbiedernder als bisher.
Auf Therapie mit seinem funky stapfenden 08/15-Drumbeat mit billigen Dosen-Streichern etwa, wo der egale Schlagergarten mit dürftigen Befindlichkeits-Texten durch die glatte Produktion zusätzlich an Reiz verliert – Sie steht nicht auf dich folgt musikalisch dem selben Muster, macht sich auch inhaltliche für andere stark und leidet für sich selbst egozentrisch nach der Schablone. Das milde Wachgeküsst macht aus dem billigen Keyboard geboren bis auf seine plumpe Mitmach-Animation zwar nicht per se viel falsch, ist aber einfach langweilig und der Synth-Weichspüler des flott beschwingten Woher soll ich wissen dauert mindestens zwei Minuten zu lange, überholt dabei über seine tiefgründig gedachten Texte jedoch so manche debile Teenage-Schwärmerei locker. Was eh okay ist – den prolongierten Start in das zweite Leben aber immer wieder auch ernüchternd egal macht.
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