Das Jahr in Platten mit: Messer

von am 1. Dezember 2014 in Adventskalender 2014, Featured

Das Jahr in Platten mit: Messer

Nach den beiden aufeinanderfolgenden Glanztaten ‚Im Schwindel‚ und ‚Die Unsichtbaren‚ musste 2014 zwar ohne  neues Messer-Album auskommen, aber auch so tat sich genug bei den Münsteranern: die zum Quintett angewachsene Kombo reiste durch China, ‚TCM Tones‚ führte zum Record Store Day einmal mehr die Wandelbarkeit der Gruppe vor und dem Hörspiel ‚Ein Film war zuende, nur ein Film‚ gelang der Spagat zwischen Kunst-Expedition und treibender Rock-Improvisation fulminant. Aber sowieso: kein Heavy Pop Adventskalender ist komplett, wenn er nicht von Messer eröffnet wird.

Pogo:

Nachtrag zu 2013:
Nick Cave & The Bad Seeds – ‚[amazon_link id=“B00AFOS6P2″ target=“_blank“ ]Push the Sky Away[/amazon_link]‘
Leider habe ich dieses Meisterwerk viel zu spät wahrgenommen. Es war bereits 2014 und ich hörte im Abspann einer Folge des Leipziger Tatorts mit Simone Thomalla und Martin Wuttke den gleichnamigen Song ‚Push the Sky Away‘. Ich weiß nicht mehr, wie der Tatort war, aber der Song hat mich gefesselt, ebenso wie das restliche Album im Nachhinein. Mittlerweile besitze ich diese Platte fast ein ganzes Jahr und ich kann mich einfach nicht daran satt hören.

1. Marianne Faithfull – ‚[amazon_link id=“B00KYSTHB6″ target=“_blank“ ]Give My Love to London[/amazon_link]‘
An einem Samstagvormittag schlemmen Philipp und ich in meiner Küche unser Frühstück, beißen in die knusprigen Brötchen, genießen unseren starken Kaffee, während er mich fragt, ob ich mir schon das neue Marianne Faithfull-Album angehört hätte. Er hatte es bis dahin auch nicht gehört, nur darüber gelesen und erzählte davon, welche Musiker das Werk mitgestaltet hätten. Als er Warren Ellis und Co aufzählte, war meine Neugier direkt geweckt. Dafür muss ich Philipp danken. Es ist in der Tat eines der schönsten Alben 2014 und ganz sicher noch mehr als das.

2. Ought – ‚[amazon_link id=“B00IROICZQ“ target=“_blank“ ]More Than Any Other Day[/amazon_link]‘
Der gleiche Kaffee wie oben erwähnt, füllte meine Tasse als ich mal wieder Langweile hatte und mir die neuesten Besprechungen auf Pitchfork durchlas. „…Ought aren’t telling you what to do with your life. They just want to make sure you live it.“ Es war dieser Satz, der mich dazu brachte, mir das mal anzuhören. Was ich hörte, war eines der abwechslungsreichsten Post-Punk-Alben seit langer Zeit. Man bekommt beim Hören das Gefühl, dass die Band einen sehr guten heterogenen Musikgeschmack hat und das auf dieser LP gekonnt zusammenmixt. Mein Highlight: ‚The Weather Song‚ – da bekomme ich Lust zu tanzen.

3. Mutter – ‚[amazon_link id=“B00LIDEVKS“ target=“_blank“ ]Text und Musik[/amazon_link]‘
Es gibt unzählige Bands, die es mindestens genau so lange gibt wie Mutter. Leider schaffen es die wenigsten von ihnen, über einen längeren Zeitraum fesselnd zu bleiben. Mutter dagegen schaffen es nach so vielen Alben immer noch, interessant zu sein. Das neue Album überrascht mit Schönheit und wächst beim Hören. ‚Am Abend‚ und ‚Ich will nicht mehr als das‚ sind meine persönlichen Favoriten.

4. Sleaford Mods – ‚[amazon_link id=“B00JF2EW8U“ target=“_blank“ ]Divide and Exit[/amazon_link]‘
Keinen Kaffee sondern Bier! Ohne Zähneputzen ins Bett! Im Stehen pissen! Das hier ist räudig, minimalistisch, hässlich und rotzfrech. Gute Gründe, das Album unbedingt zu hören.

5. All diese Gewalt‚Kein Punkt wird mehr fixiert‘
Wohl die unbekannteste Platte in meiner Auswahl ist das Soloalbum von Max Rieger. Der Gitarrist und Sänger unserer Kumpels von Die Nerven hat hier ein unglaublich atemberaubendes Album aufgenommen. Er schafft es, eine Stimmung zu erzeugen, die ihresgleichen sucht. Sobald man die Nadel auf die Platte legt, wird es ungemütlich und das ist gerade jetzt, im späten Herbst, ein passender Soundtrack.

Philipp:

1. Marianne Faithfull – ‚[amazon_link id=“B00KYSTHB6″ target=“_blank“ ]Give My Love to London[/amazon_link]‘
Beim Stöbern in Plattenläden ist mir früher ständig die ‚[amazon_link id=“B000001FSP“ target=“_blank“ ]Broken English[/amazon_link]‘ LP in die Hände gefallen. Nicht nur das schöne Cover machte mich da neugierig, Morrissey hatte ja auch oft genug betont, wie wichtig Marianne Faithfull für ihn sei. Als ich sie dann irgendwann mal mitnahm, war ich zwar schnell begeistert. Trotzdem habe ich mich in der Folge nie weiter mit ihrem Werk beschäftigt und auch die letzten Veröffentlichungen ignoriert. ‚Late Victorian Holocaust‚ war dann das erste Stück, das ich von der neuen Platte zu hören bekam, nachdem Hendrik mich darauf hingewiesen hatte; übrigens ein Titel, den ich bis jetzt nicht kapiere. Nachdem ich den Song ungefähr zwanzig Mal am Stück gehört hatte, probierte ich es auch mal mit dem Rest des Albums, der mich größtenteils genauso begeistern konnte. Abgesehen von ein paar Abstrichen beim Openerstück gefällt mir eigentlich alles daran: Die Produktion, die Instrumentierung, Brian-Eno-trällert-im-Hintergrund-eines-Leonard-Cohen-Covers und natürlich vor allem Mariannes Stimme.

In no particular order:

Bar – ‚[amazon_link id=“B00JOX78KE“ target=“_blank“ ]Welcome to Bar[/amazon_link]‘
Ich finde ja eigentlich, das klingt immer ziemlich albern, aber egal: ‚Welcome to Bar‚ war meine Platte des Sommers. Das mag an der Musik selbst liegen, vielleicht kam sie aber auch einfach genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich bilde mir jedenfalls ein, sie größtenteils rauchend auf der Fensterbank gehört zu haben und das hat ziemlich viel Spaß gemacht.

Jason & Theodor – ‚[amazon_link id=“B00NF1WWXO“ target=“_blank“ ]Life Under Palmtrees[/amazon_link]‘
Eine interessante Frage ist auch immer, wie man Platten hört, wenn man eigentlich zwischenmenschlich befangen ist und wenn man dann auch noch, wie ich hier, schon so lange auf die Veröffentlichung gewartet hat. Bei ‚Life Under Palmtrees‚ war ich deswegen so überrascht, weil das alles so gar nicht vertraut geklungen hat – trotz oder gerade aufgrund der Vielzahl an Konzerten, die ich vor längerer Zeit von Jason & Theodor gesehen habe. Vor allem aber wohl, weil auf dieser Platte so viele kleine und geniale Details zu finden sind, man kann sie gar nicht einfach in der Tasche haben, man muss sie erst mal langsam kennenlernen. Und irgendwann klingt sie dann doch ganz vertraut.

Andalucía – ‚There are Two uf Us‘
Befangen (in the best possible way) bin ich auch hier. Philo ist einer unserer engsten Freunde und ganz oft mit uns als Tourbegleiter unterwegs. Er singt wunderschön und behandelt seine Gitarre schlecht. Insbesondere die Stücke ‚Margo‚ und ‚The Shrill‚ würde ich allen Menschen, die Gitarrenmusik mögen, uneingeschränkt empfehlen.

Mile Me Deaf – ‚[amazon_link id=“B00JPRTVTU“ target=“_blank“ ]Holography[/amazon_link]‘
Bei dieser hübsch zusammencollagierten Platte bin ich ganz objektiv: Wenn Münchener Freiheit die deutschen Beatles sind, dann sind Mile Me Deaf die österreichischen Beatles. Whatever that means.

Honorable Mention:
Prince – ‚[amazon_link id=“B00N0YIQFE“ target=“_blank“ ]Art Official Age[/amazon_link]‘
Erst so in den letzten zwei Jahren bin ich zu einem sehr großen Prince-Fan geworden. Auf ‚Art Official Age‚ gibt es zwar solche Momente, die ziemlich over-the-top sind (der seltsame Eurodance-Teil gegen Ende von ‚Funknroll‚ zum Beispiel), aber manchmal ist das ja auch irgendwie interessant, wenn man gar nicht mehr weiß, ob man das, was man da hört, jetzt eigentlich geil findet oder allenfalls witzig. Und dann gibt es ja auch noch so uneingeschränkt schöne Nummern wie ‚Breakfast Can Wait‚, ‚This Could B Us‚ und die ‚Affirmation‚-Trilogie.

Hendrik:

1. Amen Dunes – ‚[amazon_link id=“B00IXXNJWM“ target=“_blank“ ]Love[/amazon_link]‘
Ich mag viele Platten, die auf Sacred Bones erscheinen, auch die Gestaltung der Cover fällt mir häufig ins Auge – und da dieses Album auf dem stilsicheren Label rauskam und eines der schönsten und geheimnisvollsten Cover trug, die ich lange gesehen hatte, hörte ich es mir an. Immer wieder, bis es endlich auf Vinyl erschien, und dann noch häufiger, lauter, länger, intensiver. Im Vergleich zum bisherigen Werk von Amen Dunes findet man hier durchaus strukturierte Stücke, ihre Magie des Flüchtigen haben sie trotzdem nicht verloren.

2. Iceage – ‚[amazon_link id=“B00MP0T01I“ target=“_blank“ ]Plowing Into the Fields of Love[/amazon_link]‘
Die Band spaltet die Geschmäcker, vielleicht sollte ich deshalb nur die Empfehlung geben, sich selbst ein Bild zu machen – am besten mit dem fesselnden Video zu ‚Against The Moon‚. Das Stück markiert auch den musikalischen Quantensprung, den die drogige Gruppe aus Kopenhagen mit ihrem dritten Album unternommen hat.

3. Viet Cong – ‚[amazon_link id=“B00OI2WMMU“ target=“_blank“ ]Viet Cong[/amazon_link]‘
Schon der Name hatte mich überzeugt, als ich dann die EP ‚Cassete‚ und nun dieses erste Album der Gruppe gehört hatte, wurde ich euphorisch. Ich traf die Band zum Interview und es bestätigte sich, tolle Typen, interessante Hintergründe. Die Musik von Viet Cong ruft die Titelmusik des A-Teams auf, Bladerunner, die Beach Boys. Auf so eine Musik habe ich lange gewartet.

4. Warpaint – ‚[amazon_link id=“B00G5WK8TK“ target=“_blank“ ]Warpaint[/amazon_link]‘
Tolle Produktion, starke Stücke, viel zu entdecken – aber ich will nicht in Marktgeschrei verfallen. Warpaint, die eine prominent geförderte Supergroup aus L.A. zu sein scheinen, legen ein tolles Songwriting an den Tag, jedes der Stücke ihres zweiten Albums drängt sich mal in den Vordergrund. Musik ist toll!

5. Mutter – ‚[amazon_link id=“B00LIDEVKS“ target=“_blank“ ]Text und Musik[/amazon_link]‘
Wie jedes Mutter-Album: komisch! Aber es wächst und wächst und hört nicht mehr auf zu wachsen, schon hat es mich umschlungen und ich komme nicht mehr los, es erstickt mich, ich werde es nicht mehr los, langsam bleibt mir die Luft weg.

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Herzlichen Dank auch dieses Jahr an die Gruppe Messer für die Teilnahme am Heavy Pop Adventskalender!

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