Billy Strings & Bryan Sutton – Live at the Legion

Live at the Legion ist der Mitschnitt des mit genügsamen Instrumentarium zum fingerfertigen Spektakel ausholenden Flatpicking-Gipfeltreffens von Billy Strings und Bryan Sutton am Nachmittag des 7. April 2024 in Nashville.
Schwer zu sagen, wer an diesem Abend wohl mehr Spaß hatte: Die beiden virtuosen Techniker, die sich hier entlang eines stimmigen Potpourris aus Traditionals und Cover-Songs (aber leider keinen eigenen Originalen) austoben und dazwischen salopp trocken amüsierende Kommentare einstreuen; oder aber das lockere Publikum, das die allgemeine Freude im barrierefreien Ambiente mit allerhand amüsant eingeworfenen Meldungen quittiert. Eigentlich egal.
Letztendlich ist es wohl auch die sich gegenseitig motivierende, sympathische Synergie, die Live at the Legion einen unmittelbar unterhaltenden Elan verleiht und nun sogar im konservierten Rückblick sicherstellt, dass auch all jene, die nicht live vor Ort sein konnten, anhand des Mitschnittes nicht auf der Strecke bleiben, was den Spaß an der Sache angeht.
Der soundtechnisch von Simon Kemp, Brandon Bell, Patricia Sullivan sowie den beiden Hauptakteuren in einem fabelhaft prägnanten und klaren Sound (bis auf A-Rovin‘ on a Winter’s Night und Italy offenbart vollständig) eingefangene und wiedergegebene Auftritt lässt in eineinhalb Stunden Gesamtspielzeit jedenfalls keine Längen aufkommen.
(Der vor allem gesanglich zumeist die Anführerrolle übernehmende) Strings und Sutton halten den Ball grundlegend flach, übertreiben nicht, spielen ihr Ausnahmetalent meist geradezu zweckdienlich aus, feuern ohne aufdringlich angebende Effekte als prächtig miteinander harmonierendes und kongenial aufeinander eingespieltes Doppel jedoch immer wieder funkensprühende Signaturen ihres furiosen Könnens ab,so das einem während des relaxten Konsums an allen Ecken und Enden grinsend die Spucke wegbleiben kann, wie da die flinken Soli und Schnörkel vorbeitollen, Hand und Hand in den Himmel stürmen, und scheinbar ohne Anstrengung, Hast oder Geltungssucht jubilieren. Jede Sekunde hier sprüht vor Dynamik und Spielwitz.
Vom flotten Bluegrass zum fingerfertigen Appalachian Folk beschwingt tänzelnd, fügen sich bluesige Ausflüge (Walk on Boy, samt Flamenco-Späßchen) ebenso nahtlos an melancholisch gedrosselte Szenen (Little Darling Pal of Mine) und Momente der ruhigen Schwermut (Cold, Cold World) oder weiche Bedächtigkeiten, die fast proggig ausfransen (Groundhog – wow!). Anderswo reduziert das Duo seine Darbietung, gibt dem Songmaterial den nötigen Raum, um im frischen Spiel seine historische Klasse atmen zu lassen, und sich die Originale durch subtile Adaptionen zu Eigen zu machen.
Two Soldiers, Last Day At Gettysburg oder das aus der Zeit gefallene Mary Of The Wild Moor sind einfach unendlich schön und gefühlvoll dargeboten, derweil man sich in die popkulturelle Unkaputtbarkeit Don’t Think Twice, It’s Alright auf eine spartanisch Art und Weise neu verlieben kann und Gonna Lay Down My Old Guitar mit jazzigen Nuancen flirtet. Die Chemie stimmt dabei auf nahezu allen Ebenen, jedes Element scheint seinen Teil zum großen Ganzen beizutragen.
Der Eindruck, bis in ikonische Livealbum-Klassiker-Sphären vorzudringen, mag dabei zwar nicht in letzter Konsequenz entstehen. Daher Live at the Legion in dem, was es tut, aber einfach nichts falsch macht und nur wenig Luft nach oben lässt, kratzen Strings und Sutton in ihrem Genre hier doch ein gutes Stück weit an der Perfektion.
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