Carcinoid & Charnel Altar – Split

von am 6. Mai 2020 in EP

Carcinoid & Charnel Altar – Split

Im vergangenen Jahr haben die Australier von Charnel Altar mit ihrer ersten Demo auf sich aufmerksam gemacht, nun legen sie im Verbund mit Carcinoid ebenso vielversprechend nach.

Auf dem Papier trennt die beiden Bands örtlich nur die Distanz von Adelaide nach Melbourne, stilistisch sogar offiziell noch weniger. Dennoch gehen die beiden Kombos bezüglich der Gangart ihrer jeweiligen Seiten der gemeinsamen Split-Veröffentlichung doch differenziert an, haben durchaus konträrere Vorstellungen davon, welche Schwerpunkte im nihilistischen Spiel mit dem Doom Death zu akzentuieren sind.
Carcinoid agieren dabei nicht nur veröffentlichungstechnisch bereits einen Schritt weiter als Charnel Altar (auf die erste Demo 2018 folgte 2019 schon das Debütalbum Metastatic Declination), sie eröffnen auch das Zusammentreffen mit einer weitaus direkteren Artikulation, spielzeittechnisch zudem enger gesteckt.

Ashen Remnants steigt in seinem dreckigen Klang rund um die roh brüllenden, grölenden Morast-Vocals erstaunlich straight und kompakt nach vorne klopfend ein, hat einen röhrenden Beinahe-Rock-Vibe, der entfernt an crustige Bands wie Totaled denken lässt. Carcinoid bremsen sich jedoch irgendwann aus und tackern dann nackenschwingend nach vorne, walzen letzten Endes jedoch röchelnd und kotzend über die Walze: Die Dynamik ist der Schlüssel zumm Songwriting.
Gut Rot wird sogar noch bestimmter vom Schlagzeugspiel dirigiert, groovt und gallopiert und tackert. Das Riffing baut sich in der dunklen Atmosphäre fies geifernd ein, rumort sludgig und zieht dann lange in den Noise und Feedback, wiegt seine (weniger repetitiv als bei Ashen Remnants zum tragen kommende) Monotonie im eklektisch-eigenen Wirken aber mit fesselnder Stimmung und energischem Spiel auf.

Charnel Altar pflegen danach vielleicht einen weniger vom Gros der Szene unterscheidbaren Sound, sind aber ästhetisch die nachwirkendere Band. Blood Sanctum nimmt sich lange Zeit, um aus der brennenden Unterwelt in ungeschliffener Hässlichkeit aufzuerstehen: Da wächst ein Malstrom aus diffuser Garstigkeit. Wo die Konturen bei den Songs von Carcinoid extrem markant sind, ist hier alles in einem rauschenden, ätzenden Klangbild verwaschen, es bollert und hämmert, brutzelt und keift, als würde man ein Inferno in einer Fabrikshalle, die in ihrer leeren Kälte in Flammen steht, hören.
Weswegen Carcinoid auch die griffigeren Nummern bieten, Chanel Altar mit ihrer fast schon am traditionellen Black Metal-Lo-Fi-Aura erahnbaren Hybrid aber die faszinierendere Melange bieten, wenn Blood Sanctum in eine diabolische Trance verfällt und nach achteinhalb Minuten zu früh beendet wird – man hätte in dieser halluzinogen-umspülenden Lauge noch weitaus länger kasteit werden können, müssen – so entlässt die Band ein wenig abrupt und ohne schlüssigen Spannungsbogen. Weswegen sich beide Parteien zwar (mal mehr, mal weniger) als potente Fackelträger des Down Under-Doom Death anbieten, aber eben auch noch ordentlich Luft nach oben haben. Knapp aber doch gibt das trotzdem:

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