Death of Lovers – Buried Under a World of Roses
Jakob Bannon hat eine Schwäche für The Cure und Depeche Mode, das weiß man. Die mutmaßliche Freude beim Converge Brüllwürfel muss also riesig gewesen sein, als die potentielle Zeitgeist-Sensation und Mini-Supergroup Death of Lovers auf seinem Label Deathwish Inc. unterschrieben hat.
Death of Lovers, das ist praktisch im Groben das Amalgam aus Mitgliedern den 2013 gemeinsam tourenden Whirr und Nothing. Und wie bei allen Projekten bei denen Sänger und Horror Show-Vorstand Domenic Palermo involviert ist, verschwimmen die personellen Grenzen auch bei dieser fünfköpfigen Band aus Philadelphia – da kann man im Gewirr nur zu leicht die Übersicht verlieren. Stimmen sollte: an den Synthies steht Palermo’s Lebensgefährtin Cecilia Liu, Schlagzeuger Kyle Kimball von Mother of Mercy, Let Down und Night Sins ist ebenso ein alter Bekannter wie Brandon Setta an der Gitarre, während als kreativer Zweitkopf Ex-Deafheaven Bassist Nick Bassett fungiert. Wer sich in diesem Geäst aus befreundeten Bands von vornherein zurecht findet kann sich nun auch vorab ausrechnen, wie Death of Lovers letztendlich klingen.
Oder: Death of Lovers spielen ein verwunschenes Gebräu aus dunklem Shoegaze und melancholischem Darkwave, auf depressive Art getragen, selbst im geradezu poppig nickenden Titelsong. Nur im flott nach vorne gehenden, rundherum kristallisierenden Opener und Hit ‚Cold Heaven‚ ist das bombastisch und frontal postpunkig zupackend, die Fensterläden bleiben dennoch stets dicht geschlossen. ‚Buried Under a World of Roses‚ speist sich auch hier aus den hoffnungslosesten Momenten der New Romantic, aus 80er affinen Synthiemusik mit geschlossenen Augen und ohne Lächeln, einem Gothic Rock tauglichen Düsterambiente. Die Stimmung ist vernebelt, die Reverb-Gitarren treiben aus, der Bass schleppt sich hängend, viel Hall hängt auf der monoton in der eigenen Todessehnsucht schwelgenden Stimme. My Bloody Valentine, Slow Dive, Sisters of Mercy, Joy Division und The Jesus and Mary Chain stehen zu gleichen Teilen Pate für die knapp 20 Minuten dieser ersten EP.
Vor allem in den beiden balladeskeren Songs – das dreampoppige ‚Shaken‚ und der auftrumpfende Schlusspunkt ‚The Blue of Noon‚ – laufen Death of Lovers zur einnehmenden Form auf, liefern den Soundtrack für gebrochene Herzen in den finstersten Momenten der Nacht. Atmosphärisch dicht mit einem Händchen für gespenstische Texturen bewegt sich das unweit der (alp)traumhaften Songs von Have a Nice Life oder den Labelkollegen Cold Cave – allerdings ohne auf diesem ersten Appetithappen einen ähnlich nachhaltigen oder eigenständigen Eindruck hinterlassen zu könne. Weil das Songwriting stimmt entfalten die vier aufgefahrenen Nummern ihre Stimmung dennoch durchaus vielversprechend, sind solide bis enorm aussichtsreiche Versprechungen auf das bereits phasenweise abgerufene vorhandene Potential. Am wichtigsten aber: ‚Buried Under a World of Roses‚ wirkt nicht wie eine perfekt getimte Mode-Attitüde für das Jahr nach ‚Sunbather‚ und ‚m b v‚, sondern doch als authentisch an seinen Soundvorbildern geschulter Anachronismus. Das könnte also nicht nur Jakob Bannon, sondern Genrefans generell mit nostalgischer Zunge schnalzen lassen.
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