Eels – Extreme Witchcraft

von am 31. Oktober 2022 in Album

Eels – Extreme Witchcraft

Von Earth to Dora zwei Jahre später ja nicht einmal die relative Aufregung um ein dazugehöriges Plagiats-Video geblieben. Dennoch schaltet E für Extreme Witchcraft im rockenden Gang auf den beiläufigen Autopilot zurück und vertändelt sich auf einem Niveau, das bereits The Deconstruction zu einem Schwachpunkt der Eels‘schen Diskografie gemacht hat.

Dass das Wiedersehen mit Produzent John Parish an sich einen potentiellen Nachfolger zu Souljacker abwerfen hätte können und sollen, ist schon klar: selten sind die rockigen Phasen von Mark Oliver Everett subjektiv seine eigentliche Stärke, doch auf – dem indirekt durch Beyoncé betiteltenExtreme Witchcraft zählen sie als maßgebliche Leitkegel zum überzeugendeen Material: Amateur Hour rumpelt gleich zappelnd polternd mit halben Falsett zu einem catchy Refrain, das bluesige Steam Engine ist wirklich cool abgegangen, nur viel zu lang, und Better Living Through Desperation nutzt hat ein bisschen mehr raue Kante und Weezer-Würze, bevor der Freak-Clusterfuck What It Isn’t in Ch-Check It Out als Elektrorock-Unfug hineinbrüllend ausnahmsweise klingt, als hätte E tatsächlich Spaß an einer Dampf ablassenden, aber wenig mitreißenden Platte.

Denn die Sache ist die: Extreme Witchcraft agiert mit relativ zweckoptimistischen Texten aus dem formelhaften Playbook gefällig und eingängig, lässt zwischen den Stühlen sitzend jedoch abseits der rockigen Attitüde wenig interessantes hängen, derweil viele Baukasten-Motive harmlos und leidlich inspiriert wirken, ambitionslos gar, denn man spürt für die Ausrichtung zu wenig Feuer in der Performance, derweil das Songwriting sich variabel zeigt, aber stets unverbindlich und ja, einfach auch latent öde bleibt.
Das shakende Good Night on Earth oder das simpel stampfende The Magic könnten als austauschbare Boogie-Aufwärmübungen der Black Keys durchgehen, das nonchalant tänzelnde, niedlich-locker die Freiheiten nach einer Trennung erruieren wollende Strawberries & Popcorn ist ebenso banal, wie das flapsig im Scherbenhaufen frohlocken wollende Stumbling Bee, in dem E einfach nur müde und unmotiviert arbeitet.
Und das funky daherkommende Grandfather Clock Strikes Twelve ist dann leider sowieso ein deplatzierter Totalausfall, der sich unangenehm bemüht Becks Midnight Vultures zu imitieren.

Als zerfahrene, qualitativ schwankende Songsammlung ohne Spannungsbogen stimmt insofern zumindest das solide letzte Drittel der Platte versöhnlich (und sorgt auch für die Aufwertung zwischen den Punkten in der abschließenden Bewertung), in dem So Anyway als angenehmes Halluzinogen in somnambuler Trance-Zeitlupe Tiefe andeutet, Learning While I Lose eine klassische Eels -elodie entwicklungsresistent dahinlaufend beklatscht oder der Standard I Know You’re Right die immer noch intakte Klasse von E so zufriedenstellend wie routiniert abruft.
Trotzdem stimmt es leider doch irgendwo, wenn der 59 jährige sich in den letzten Zügen des Albums als „goddamn fool“ bezeichnet: Extreme Witchcraft geht als facettenreich gemeintes, den Rock wieder zurück in den Fokus holendes Ventil schon okax, hat in dieser Form aber halt doch auch Extreme Witchcrafteinfach nichts magisches an sich.

 

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